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Angesichts des schrecklichen Anschlags im Herzen der österreichischen Hauptstadt sagte der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück, es sei Zeit, dem Dschihadismus endgültig die theologische Grundlage zu entziehen und vom Koran und anderen normativen Texten der islamischen Überlieferung her klarzumachen, dass Gewalt im Namen Gottes ein Akt der Blasphemie sei. „Die guten Verbindungen, die zwischen den Kirchen und der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich bestehen, sind eine gute Basis, nun über freundliche Dialoge hinaus die harten, unbequemen Fragen anzugehen“, so der Theologe, der an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien Dogmatik lehrt.
Für Tück sei die wichtigste, im interreligiösen Dialog zu klärende Frage, wie der Islam selbst „solche Terrorakte im Namen Allahs theologisch klar und unzweideutig verurteilen kann“. Die Beteuerung, dass der Islam eine Religion der Barmherzigkeit sei, sei zwar wichtig, „reicht hier aber kaum aus“, sagt Tück unter Verweis auf Suren aus dem Koran, die eine „Sprache der Gewalt“ transportierten und daher „historisch kontextualisiert und deutend entschärft werden“ müssten.
Als weitere religionspolitische Probleme ortete Tück außerdem unter Verweis auf entsprechende Studien die „Integrationsunwilligkeit“ von bis zu einem Drittel der in Österreich lebenden Muslime, die dadurch begünstigte Ausbildung von „Parallelgesellschaften mit gefährlichen Eigendynamiken“, den „Import eines muslimischen Antisemitismus“ sowie neuerdings auch einen „Antichristianismus“ unter Islamisten. Diese Probleme müssten offen angegangen und genau so kritisch bearbeitet werden wie islamfeindliche Einstellungen in der österreichischen Mehrheitsgesellschaft.
Der Wiener Islamwissenschaftler Prof. Rüdiger Lohlker betonte in einem Blog, der Terroranschlag vom 2. November in Wien war „Ausdruck einer Theologie der Gewalt“. In ihrem Kern sei diese Theologie exklusiv und schließe alle Menschen aus – auch Muslime, „die nicht der Verherrlichung der Gewalt folgen“. Dieser Theologie, die den IS sowie andere „dschihadistische Subkulturen und Milieus“ kennzeichne, könne allein eine „menschliche Haltung der Inklusion“ entgegenwirken, ist der Islamwissenschaftler überzeugt.
Die Forderung für mehr Engagement gegen Radikalisierung von Jugendlichen wird in Europa immer lauter. Viele erlebten eine „Identitätslosigkeit“, fühlten sich ausgegrenzt und ausgeschlossen, sagte der Berliner muslimische Gefängnisseelsorger Ender Cetin kürzlich dem rbb-Inforadio. „Und es gibt leider sehr wenig Arbeit in dieser Richtung.“ Das derzeitige System erreiche die Jugendlichen nicht. In den Haftanstalten gebe es inzwischen gut ausgebildete Ansprechpartner, erklärte der ehemalige Vorsitzende der Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln. Dazu zählten Imame und Seelsorger. Allerdings: „Das Problem steckt schon vorher drin, bevor sie in die Haftanstalten kommen.“ Zudem sei oft fraglich, wer Betroffene auffange, wenn sie wieder aus der Haft entlassen würden.
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