Es ist eine Form von Stärke, sich helfen zu lassen. Die Themen, mit denen Menschen zur Beratung kommen, sind ausgesprochen vielfältig.
Von den Klient/innen bei „Beziehungleben“ waren 2021 62 Prozent Frauen, 38 Prozent Männer. Das häufigste Thema war die Partnerschaft (siehe Grafik), also die Ehe, die eingetragene Partnerschaft oder Lebensgemeinschaft.
Aber worum geht es da? „Ein häufiges Thema ist Kommunikation. Menschen haben das Gefühl, aneinander vorbei oder gar nicht mehr miteinander zu reden. Gleichzeitig ist der Wunsch da, sich auszutauschen. Auch Streit ist ein Thema. In der Beratung wird das Problem erfasst und eine Lösung erarbeitet“, sagt Klemens Hafner-Hanner, der in der Beratung tätig ist und mit Jahreswechsel die Teamleitung für die Familienberatung übernehmen wird.
Eine Vermutung ist, dass die Menschen erst in die Paarberatung kommen, wenn der Hut brennt. Hafner-Hanner bestätigt, dass das teilweise auch so ist, weil die Menschen zunächst verständlicherweise versuchen, alleine eine Lösung zu finden.
Er kennt aber Ausnahmen: „Ich begleite immer wieder Paare und Einzelpersonen, die sozusagen ‚vorbeugend‘ zur Beratung kommen. Das sind häufig Menschen, die bereits einen Partnerschaftskonflikt erlebt und Lösungen in einer Beratung gefunden haben.“ Wenn bei allen Beratungen 14 Prozent im Paarsetting erfolgen, aber Partnerschaft in 23 Prozent ein Thema ist, liegt auf der Hand, dass Paarthemen gar nicht selten in der Einzelberatung erörtert werden.
18 Prozent der Beratungen drehen sich um das Thema „Trennung, Scheidung, Recht“. „Das sind jene Beratungsgespräche, in denen eine Trennung gezielt als Thema angesprochen wird. Das bedeutet aber nicht, dass es auch zur Trennung kommt“, sagt Klemens Hafner-Hanner. „In diese Kategorie fallen zudem Beratungen, in denen sich ein Paar getrennt hat, aber weiter als Eltern für Kinder verantwortlich ist. Bei Trennungen ist es wichtig, zwischen der Ebene des Paares und der Ebene der Eltern zu unterscheiden. Damit Elternschaft bei einem getrennten Paar funktioniert, kann Beratung sehr hilfreich sein. Bei einvernehmlichen Scheidungen ist eine Beratung gesetzlich vorgeschrieben. Wir machen solche vorgeschriebenen Beratungen in Gruppen. Manchmal sind sie auch Anstoß für eine weiterführende Begleitung.“
Hinter dem Thema „Familie“ (12 Prozent der Beratungen) stecken verschiedenste Konstellationen, auch Probleme zwischen den Generationen.
Überraschend ist das Thema „Psychische Krankheiten“, weil „Beziehungleben“ keine Psychotherapie im Rahmen der Familienberatung anbietet. „Hier kann es zum Beispiel um die Auswirkungen einer Erkrankung auf die Angehörigen gehen.
Außerdem sind die Wartelisten für Therapieplätze für Betroffene lang, weswegen immer wieder eine Familienberatung in Anspruch genommen wird. Da auch Beratung eine therapeutische Wirkung hat, kann es in ‚leichteren‘ Fällen vorkommen, dass dann eine Therapie nicht mehr notwendig ist“, berichtet Berater Hafner-Hanner.
Mit wenigen Ausnahmen möchten die Berater/-innen, dass sich Erwachsene selbst anmelden, weil man Beratung auch wollen muss. „Darauf verweisen wir, wenn etwa die Tochter für den Vater oder die Mutter für den Sohn einen Termin ausmachen will“, sagt Hafner-Hanner. In vielen Fällen seien die Menschen erstmals da und positiv überrascht, weil sie zuvor zum Beispiel Angst davor hatten, kritisiert zu werden.
Da die Familienberatung der Diözese Linz mit seinen 26 Niederlassungen in Oberösterreich gefördert wird, wird nur ein freiwilliger Kostenbeitrag eingehoben, der es möglich macht, ein Fünftel mehr Beratungen anbieten zu können und so die Wartezeit zu verringern. Wer es sich nicht leisten kann, kann die Beratung kostenfrei in Anspruch nehmen. «
Kontakt: www.beziehungleben.at
Tel. 0732 77 36 76
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