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Die Letzte Generation fürchtet den Klimakollaps und will aufrütteln. Sie blockiert Straßen und hat so nicht zuletzt mehrmals den Verkehr in Linz lahmgelegt. Muss so radikal protestiert werden, damit Gesellschaft und Politik wachgerüttelt werden?
Unsere Forderungen sind ein erster kleiner Schritt
Am 21. November haben sich Menschen der Letzten Generation erstmals auch in Linz auf die Straße gesetzt und zu fünft den Verkehr für etwa eine Stunde zum Stillstand gebracht. Staus sind nichts Ungewöhnliches im morgendlichen Berufsverkehr, dass ein solcher aber bewusst herbeigeführt wurde, löst bei vielen Unmut aus. Der Vorwurf: Die Blockade treffe einzelne Autofahrer/innen und nicht die eigentlich Verantwortlichen.
Wir müssen den Alltag stören, weil alles andere leider nicht gereicht hat. Weil es nicht gereicht hat, zu Politik und Wirtschaft zu gehen und den Stand der Wissenschaft zu erklären. Weil es nicht gereicht hat, Petitionen zu unterschreiben und laut zu demonstrieren.
Nur durch Störung des Alltags erzeugen wir einen Aufschrei, der Menschen wachrüttelt. Endlich wird in Talkshows, am Stammtisch und beim Abendessen über die drohende Klimakatastrophe gesprochen. So wird die Gesellschaft mit der einen entscheidenden Frage konfrontiert: Wollen wir gemeinsam überleben?
Dafür stellen wir uns mit Name und Ausweis dem fossilen Alltag in den Weg. Wir tun das strikt gewaltfrei und keinesfalls leichtfertig. Alle Strafen, die uns für unsere Taten auferlegt werden, nehmen wir auf uns.
Das ist kein Beliebtheitswettbewerb – wir sind der laute, schrille Feueralarm. An uns darf es kein Vorbei geben, denn die Hütte brennt lichterloh. Wir alle sind die letzte Generation, die eine Klimahölle und damit den Zusammenbruch unserer Landwirtschaft, unserer Essensversorgung und unserer Gesellschaft noch verhindern kann.
Unsere Forderungen – keine neuen Öl- und Gasprojekte sowie Tempo 100 auf der Autobahn – sind ein erster kleiner Schritt in Richtung Überleben. Ist das wirklich zu viel verlangt?
Maximilian Paschl (20), Lehrling und Jacob Ranftl (29), Elektrotechniker sind Aktivisten bei der Letzten Generation.
Das Blockieren des Verkehrs trifft die Falschen
Klimaschutz hat bei weitem nicht die öffentliche Beachtung, die das Lösen einer Jahrhundertherausforderung benötigen würde. Regierungen lassen mit versprochenen Klimaschutzmaßnahmen seit Jahren auf sich warten. Weltklimakonferenzen bringen keine Fortschritte. Wir fahren unser derzeitiges Gesellschaftssystem an die Wand. Dass in dieser Situation vor allem junge Menschen verzweifeln, weil sie ihre Zukunft auf dem Spiel stehen sehen, ist für mich überaus verständlich.
Klar ist, dass politische Veränderung immer gesellschaftlichen Druck braucht. Die Frage, die sich nun stellt ist, wieweit dürfen Proteste eigentlich gehen, wenn die vorrangegangenen nicht ausreichten? Meine Antwort: weit, solange es die Richtigen trifft.
Und das ist für mich der Knackpunkt. Das Blockieren von Verkehrsadern im Berufsverkehr trifft halt leider nicht die Verantwortlichen, sondern sehr stark Menschen, die kaum Möglichkeiten haben, ihr Handeln klimafreundlicher zu gestalten. Solche Aktionen erzeugen Animositäten gegen ein Anliegen, wofür der stark überwiegende Anteil der Bevölkerung eigentlich einsteht.
Es muss aber die Verantwortlichen treffen, die Politiker/innen, die an den systemischen Schalthebeln der Macht sitzen. Ich möchte die Verzweifelten unter uns ermutigen. Lasst uns andere öffentlichkeitswirksame Wege finden, die die klimaschutzblockierenden Parteien bloßstellen, Druck erzeugen und die Entscheidungsträger/innen aus ihrer Trance des Nichthandelns reißt. Denn wir brauchen die verantwortungsbewusste Mehrheit hinter uns, um gegen die zukunftsvergessene Minderheit anzukommen.
Bjarne Kirchmair (21) ist Fridays for Future-Aktivist und Student an der Wirtschaftsuniversität Wien.
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