Zu schaffen machen vor allem die Trockenheit und neue Schädlinge, die wegen der warmen Temperaturen zu uns einwandern.
Hohe Temperaturen, Trockenheit, eine sich verschlechternde Niederschlagsverteilung und die Einwanderung neuer Schädlinge: Das sind die Herausforderungen, die der Klimawandel an die Landwirtschaft auch in Oberösterreich stellt. „Neun der zwölf vergangenen Monate lagen deutlich über dem langjährigen Mittel der Durchschnittstemperatur“, sagt Helmut Feitzlmayr, Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich (LK OÖ).
Das beeinflusse die Wahl der Sorten, die jeweils angebaut werden: „Neuere Sorten werden unter wärmeren Bedingungen gezüchtet, außerdem gibt es in Österreich das ‚Klimafitte Sorten‘-Programm. Hier werden Sorten robuster gezüchtet, damit sie Hitze oder Starkregen besser aushalten.“
Eine Veränderung, an die sich die Landwirtschaft ebenfalls anpassen müsse, sei die Ungleichverteilung von Niederschlag: „Es gibt Monate mit deutlich zu viel und andere Monate mit deutlich zu wenig Niederschlägen. Oberösterreich ist in der glücklichen Lage, noch ausreichend Niederschläge zu bekommen, sie müssen aber effizienter im Boden gespeichert werden, damit die Pflanzen sie zur Verfügung haben, wenn sie sie brauchen“, sagt Feitzlmayr.
Die LK OÖ rechnet für die Saison 2023 mit einem Rückgang beim Anbau von Ölsaaten wie Sojabohne, Raps und Ölkürbis, erwartet dafür aber eine Flächenausweitung bei Zuckerrübe, Mais, Roggen und Winterweizen. Auf welche Pflanzen die Wahl fällt, hänge neben den klimatischen Bedingungen auch von der Marktentwicklung ab, sagt Feitzlmayr: „Ähnlich wie zum Beispiel in den USA werden die Landwirte und Landwirtinnen lange mit der Entscheidung zuwarten, ob sie auf ihren Flächen für den Frühjahrsanbau Soja oder Mais aussäen, abhängig von der Preisentwicklung für die kommende Ernte und der Verfügbarkeit von Dünger und Betriebsmitteln.“
Das immer wärmer werdende Klima locke zunehmend Schädlinge nach Österreich, die man vor wenigen Jahren noch gar nicht kannte, sagt Feitzlmayr: „Da wären zum Beispiel der Baumwollkapselwurm, die grüne Erbsenblattlaus oder die Reiswanze. Es wird spannend werden zu sehen, was man dagegen tun kann, denn letztlich werden immer mehr Wirkstoffe von Insektiziden gestrichen. Wir dürfen immer weniger einsetzen, deshalb stellt sich die Frage, wie sich die Landwirt:innen in Zukunft noch dagegen wehren sollen.“
Die Schädlinge können enorme Schäden verursachen, beispielsweise habe im Jahr 2018 eine Population des Rübenderbrüsslers im Weinviertel 12.000 Hektar Rüben weggefressen. „Das war schon fast biblisch“, sagt Feitzlmayr.
In Oberösterreich sei der Erdfloh ein großes Problem. Dieser sei bisher mit der Neonicotinoid-Beize in Schach gehalten worden. Diese wurde jedoch kurz vor dem Anbau vom EuGH verboten. „Ohne diese Beize muss man, ähnlich wie beim Raps, im Frühjahr stark auf Schädlingsauftreten kontrollieren und wenn nötig mehrmals mit dem Pflanzenschutzgerät flächig Insektizide anbringen“, erklärt Feitzlmayr. Allerdings halte der beizfreie Pflanzenschutz nur 48 Stunden. Es stehe zu befürchten, dass sich der Erdflohdruck in der Zuckerrübe durch das Beizverbot verstärken wird.
„Uns werden zunehmend die Instrumente genommen, unsere Kulturen zu verteidigen“, kritisiert Feitzlmayr. Das Beispiel Raps zeige, wie „sorglos mit NGO-Politik die europäische Produktion gefährdet wird“: Im vergangenen Jahr sei der Rapsimport aus der Ukraine in die EU auf 2,6 Millionen Tonnen gestiegen. Das wirke sich nicht nur auf den Preis aus, dort werde Raps auch nach wie vor mit Neonicotinoiden produziert. „Bei allem Verständnis für die Situation braucht es auch Fairness gegenüber unseren Bauern und Bäuerinnen.“
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