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Inhalt:
Zur aktuellen Situation von Menschen auf der Flucht in Oberösterreich

Nächstenliebe konkret

Gesellschaft & Soziales

„Menschenunwürdig und nicht notwendig“ nennt Monika Weilguni Zeltlager für Asylsuchende. Die leitende Seelsorgerin der Pfarre Linz-St. Konrad sprach mit der KirchenZeitung über die aktuelle „Managementkrise“ in der Grundversorgung von Geflüchteten.  
 

Ausgabe: 45/2022
08.11.2022
- Andrea Mayer-Edoloeyi
© fayaD Mulla

„Im März hat man das Postverteilerzentrum für Menschen aus der Ukraine geöffnet. Warum stellt man es nicht für alle Geflüchteten zur Verfügung?“, fragt Monika Weilguni, „Zimmer sind besser als Zelte. Das wäre kurzfristig eine Alternative in der kalten Jahreszeit.“ Darüber hinaus verweist sie auf den Sofortmaßnahmen-Plan, den Amnesty International, Caritas, Diakonie, Volkshilfe und andere Sozialorganisationen schon im September vorgeschlagen hatten. Der Versorgungsengpass zulasten schutzsuchender Menschen in Österreich ließe sich durch eine bessere Kooperation von Bund und Ländern lösen, meinen die NGOs. Würden für Menschen mit hoher Anerkennungswahrscheinlichkeit ihres Asylantrages schnellere Verfahren ermöglicht, würden Plätze in der Grundversorgung frei, weil diese Menschen dann arbeiten dürften und selbst für ihren Unterhalt sorgen könnten. Privaten Quartiergeber/innen sollte Anerkennung des Staates in Form von steuerlicher Absetzbarkeit für die Unterbringung von Schutzsuchenden zuteil werden und es braucht – auch angesichts der Teuerung – eine kostendeckende Finanzierung organisierter Quartiergeber/innen. Auch würde die Überführung von subsidiär Schutzbedürftigen und Vertriebenen aus der Ukraine ins Sozialhilfesystem das System der Grundversorgung entlasten. Ukrainische Geflüchtete haben einen Sonderstatus und dürfen in Österreich – im Unterschied zu anderen Asylsuchenden – arbeiten. 

 

Ukrainer-Gesetz

„Das Aufenthaltsrecht für die Ukrainer/innen endet im März. Hier ist es wichtig, schon jetzt eine Lösung zu finden“, erklärt Monika Weilguni. Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser hatte hierzu vor Kurzem ein eigenes „Ukrainer-Gesetz“  nach Vorbild des „Bosnier-Gesetzes“ Ende der 1990er-Jahre gefordert. Monika Weilguni möchte grundsätzlich alle Geflüchteten gleich behandeln, aber auch die unterschiedlichen Fluchtursachen, Fluchtgeschichten und Traumatisierungen sehen. Dezentrale, kleinteilige Unterbringung anstatt Massenquartieren ist wichtig, um die neu angekommenen Menschen gut unterstützen zu können. „Die Verbrechen auf der Balkanroute mitten in Europa sind unvorstellbar“, berichtet Monika Weilguni aus Gesprächen mit Betroffenen. Sichere Fluchtwege und eine geordnete Evakuierung der Lager in Griechenland wären ihr ein großes Anliegen. 

 

Herausfordernde Hilfe

Lisa Steinkogler, Leiterin der Flüchtlingshilfe der Caritas OÖ, erzählt, dass derzeit viele Geflüchtete in Österreich sind. Sie weiß auch, dass viele Geflüchtete gar nicht in Österreich bleiben wollen. Viele Menschen aus Indien würden lieber nach Portugal oder Spanien weiterreisen, um dort zu arbeiten. Sie dürfen das aber nicht, da rechtliche Regeln vorsehen, dass sie ihren Asylantrag im ersten Staat stellen müssen, in dem sie die EU betreten haben. Die meisten Ukrainer/innen würden lieber heute als morgen zurückkehren in ihre Heimat, die derzeit ein Kriegsschauplatz ist – ob und wann das möglich ein wird, weiß derzeit niemand. Das macht die Planung für die Caritas und andere Einrichtungen schwierig und herausfordernd. Lisa Steinkogler betont, dass diese Verantwortung nicht zu stark auf Privatpersonen abgeschoben werden dürfe. Auch Monika Weilguni macht eine gewisse Müdigkeit in der zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Flüchtlingshilfe aus. „Es ist anders, einen 18-jährigen jungen Mann aus Syrien zu begleiten oder eine Familie mit kleinen Kindern aus der Ukraine“, berichtet die Seelsorgerin aus eigener Erfahrung. 

 

Christliche Motivation

„Die Fluchtgeschichten in der Bibel sind nicht weit entfernt davon, was Menschen heute schildern, die nach Österreich kommen“, erklärt Monika Weilguni. Letztlich gehe es beim Thema Flucht und Asyl um die Glaubwürdigkeit der Kirche. Auch Pfarrgemeinden dürften – einmal mehr – die Not der Geflüchteten nicht ausblenden. Auf die Frage, woher sie die Energie für ihr ehrenamtliches Engagement nehme, erzählt die Seelsorgerin von einer Feier beim Denkmal für Geflüchtete am Stadtfriedhof Linz/St. Martin. 30 betroffene Menschen erinnerten sich bei einem einfachen Ritual mit Steinen, Rosen und Kerzen an jene, die auf der Flucht gestorben sind. „Solche Momente der Begegnung sind kraftgebend für mich.“ «

 

 

Wer eine Unterkunft für Geflüchtete zur Verfügung stellen kann oder ehrenamtlich helfen will, findet Informationen unter ukraine.ooe.gv.at und unter www.caritas-ooe.at. 

 

 

 

Zum Foto: Monika Weilguni im Gespräch mit zwei Flüchtlingen, die in einem Lager auf der griechischen Insel Lesbos gestrandet sind. „Wenn diese Menschen nicht zu uns kommen dürfen, fahre ich hin und helfe dort“, sagte sich die Seelsorgerin, die sich – ebenfalls ehrenamtlich - in der diözesanen Initaitive für Geflüchtete engagiert  

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