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„Menschen mit Beeinträchtigung werden leider häufig unterschätzt, man traut ihnen viel zu wenig zu“, sagt Gerhard Scheinast, Geschäftsführer der Lebenshilfe OÖ. Bei der Lebenshilfe können Menschen mit Beeinträchtigung unter anderem im Rahmen der integrativen Beschäftigung außerhalb der LebenshilfeWerkstätten in Unternehmen arbeiten, bei Vereinen, öffentlichen Einrichtungen, Privatpersonen oder etwa den Lebenshilfe-Cafés, -Shops, Hofläden oder Weltläden.
Dabei entsteht kein Dienstverhältnis, die Beschäftigten bleiben bei der Lebenshilfe versichert. Bei Betrieben, die vorher noch keine Menschen mit Beeinträchtigung beschäftigt haben, gebe es oft Unwissen und Ängste im Bezug darauf, was die Beeinträchtigung mit sich bringt und wie man mit Menschen mit Beeinträchtigung umgehen soll, dazu kommen noch Sicherheitsbedenken und der Kündigungsschutz für ebenjene Personen, sagt Scheinast: „Ausräumen können wir diese Bedenken und Ängste über lange intensive Erprobungsphasen, bei denen sich beide Seiten einmal kennenlernen und in denen die Betriebe kein Risiko eingehen.“
Die Menschen mit Beeinträchtigung können durch die Beschäftigung neue Kontakte knüpfen, ihre persönlichen Interessen und Fähigkeiten zum Einsatz bringen und mehr Selbstvertrauen gewinnen, sagt Scheinast: „Es wird dabei sichtbar, dass in jedem Menschen besondere Eigenschaften, Begabungen und Fähigkeiten stecken, die für die Gesellschaft ein Gewinn sind.“
Ein sehr erfolgreiches Beispiel sei die langjährige Kooperation der Lebenshilfe OÖ mit dem Möbelhändler Ikea. Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung, die in den Lebenshilfe-Werkstätten in Traun und Linz beschäftigt sind, wechseln sich wochenweise ab und es sind jeweils bis zu fünf Beschäftigte in Begleitung eines Lebenshilfe-Mitarbeiters halbtags von Montag bis Mittwoch bei Ikea Linz Haid.
„Die Beschäftigten der Lebenshilfe werden von den Ikea-Mitarbeiter:innen als Teil des Ikea-Teams gesehen und haben gute Kontakte im Geschäft geknüpft“, sagt Marktleiterin Annecatrien Niemeijer-Berenst.
Da sich der Selbstwert in unserer Gesellschaft stark über die eigene Arbeitsleistung definiert, findet es Gerhard Scheinast wichtig, einen inklusiven Arbeitsmarkt zu schaffen: „Die Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglicht damit auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die Chancen, diese mitzugestalten.
Menschen mit Beeinträchtigung sollen wie alle Menschen ohne Beeinträchtigung auch am Arbeitsmarkt dabei sein können.“ Auch die Caritas OÖ setzt sich aus ähnlichen Gründen für einen inklusiven Arbeitsmarkt ein: „Dieser ist ein wichtiger Schritt zu einer gerechteren, nachhaltigeren und zukunftsfähigen Gesellschaft. Er nutzt die Potenziale aller Menschen, stärkt die Wirtschaft und fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, sagt Caritas-Vorstand Stefan Pimmingstorfer.
Das Land OÖ hat zusammen mit der Wirtschaftskammer OÖ, Trägerorganisationen und anderen Beteiligten ein Konzept mit 25 Maßnahmen entwickelt, die Menschen mit Beeinträchtigung eine Arbeit bzw. Beschäftigung ermöglichen sollen.
Es ist dafür ein Budget von 168,5 Millionen Euro vorgesehen. Dazu gehört etwa der OÖ. Inklusionszuschuss für Unternehmen. Dieser soll für diese ein Anreiz sein, Menschen mit Beeinträchtigung direkt im Betrieb am ersten Arbeitsmarkt einzustellen. Er beträgt bis zu 1.276 Euro pro Monat. Erste Anträge wurden bereits eingebracht.
Auch die Caritas bringt im Rahmen der integrativen Beschäftigung, die vom Land OÖ im Zuge des OÖ. Chancengleichheitsgesetztes gefördert wird, Betriebe und Menschen mit Beeinträchtigung zusammen. Seit Juni 2024 betreibt die Caritas mit zwei Standorten in Linz und Ried die Inklusionsservicestelle OÖ, unter anderem zur aktiven Akquise von Arbeitsplätzen und als Anlaufstelle für Unternehmen.
Laut Informationen der Caritas OÖ meldeten sich bis dato 187 Menschen mit Beeinträchtigung bei der Inklusionsberatung. 145 Personen befinden sich aktuell in unterschiedlichen Phasen der Abklärung. „Projekte wie die Inklusionsservicestelle OÖ, die den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern, sind wie Brücken, die über Gräben führen – sie öffnen Wege und bringen Menschen näher an ein selbstbestimmtes Leben“, sagt Caritas-Vorstand Stefan Pimmingstorfer.
„Ausschlaggebend für eine gut funktionierende integrative Beschäftigung ist die Einstellung aller Mitarbeiter:innen eines Unternehmens von der Führung bis zur Basis“, sagt Pimmingstorfer: „Die Rückmeldung der Betriebe ist, dass sie merken, wie sich durch die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung das Klima in der Firma zum Positiven verändert, soziale Kompetenzen der eigenen Mitarbeiter:innen steigen. Die Motivation und die Freude, mit der die integrativ Beschäftigten an ihre Tätigkeit herangehen, steigert auch die der eigenen Mitarbeiter:innen.“
Für die integrative Beschäftigung seien im Grund alle Tätigkeiten geeignet, von der Grünraumpflege oder den Handel über Büroarbeiten bis hin zum Tourismus und der Industrie. Die Lebenshilfe OÖ hat momentan über 100 Kooperationspartner:innen in der integrativen Beschäftigung, die Caritas kooperiert derzeit mit 48 Betrieben.
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