Das Verhältnis von katholischer Kirche und Sozialdemokratie war lange von einer Feindschaft geprägt, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.
Die Wurzeln für das Misstrauen zwischen katholischer Kirche und Sozialdemokratie liegen zwar schon vor dem „Ständestaat“ Österreich, wurden aber ab 1934 besonders sichtbar: Der christlich-soziale Politiker Engelbert Dollfuss regierte das Land diktatorisch. Die Sozialdemokraten waren politische Gegner, die Partei wurde verboten. Die katholische Kirche, die eng mit der Christlichsozialen Partei verbunden war, nahm dementsprechend besonders die sozialdemokratische Arbeiterbewegung als kirchenfeindlich wahr.
„Die Kirche hat damals ihren Auftrag nicht erfüllt, weil sie den Dialog nicht gesucht hat“, sagte der Theologe Martin Jäggle bei einer Tagung zum Thema „Katholische Kirche und Sozialdemokratie“. Sie fand am Freitag, 4. Oktober in Linz statt und war unter anderem von den Universitäten Wien und Salzburg sowie der Katholischen Aktion Oberösterreich organisiert worden. Die Tagung zeichnete das Bild einer damals gespaltenen Gesellschaft. Die katholisch geprägte Bevölkerung auf dem Land sei der Arbeiterschaft in der Stadt gegenübergestanden, so der Zeithistoriker Florian Wenninger. Nach dem Zweiten Weltkrieg distanzierte sich die Kirche zwar offiziell von politischen Parteien, trotzdem war sie der Volkspartei näher als der sozialdemokratischen Partei. Der Kampf um die „Fristenlösung“ – die straffreie Abtreibung bis zum dritten Schwangerschaftsmonat – in den 1970er-Jahren habe wieder einen Graben zwischen Kirche und Sozialdemokratie geöffnet, sagte die Historikerin Karin M. Schmidlechner. Bis heute ist es nicht selbstverständlich, dass kirchliche und sozialdemokratische Organisationen zusammenarbeiten. Der Moraltheologe Severin Renoldner meinte, die Kirche solle das Gespräch mit allen politischen Parteien über Gemeinsamkeiten zum Beispiel im Sozialbereich, suchen. „Wir konzentrieren uns immer noch auf Gruppen, aber wir haben es heute mit einzelnen Menschen zu tun, die wir überzeugen müssen“, sagte Renoldner. „Wir müssen unsere Dialogführenden mehr trainieren.“
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