Ein Jahr wie kein anderes haben wir hinter uns. So erhalten die Preisträger/innen von 2020 erst heuer ihre Skulptur samt Urkunde und werden dabei im Landhaus mit den Ehrengästen fotografiert. Seit 1994 vergibt die KirchenZeitung der Diözese Linz alljährlich den Solidaritätspreis. Normalerweise werden die Preisträgerinnen und Preisträger mit einem großen Festakt geehrt, Musik und gemeinsames Essen unterstrichen den feierlichen Charakter. Wir danken nochmals unserer Jury aus verschiedenen kirchlichen und gesellschaftlichen Bereichen, die unter dem Vorsitz von Erika Kirchweger, der früheren Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich, die Auswahl der Preisträger/innen vornahm. Gedankt sei auch der Diözese Linz und dem Land Oberösterreich (Sozialreferat), die das Preisgeld zur Verfügung gestellt haben. Besonders gedankt sei jenen Menschen, die sich in Dienst der guten Sache stellen und dafür am Mittwoch, 28. April mit dem Solidaritätspreis geehrt werden.
Zur Verleihung des Solidaritätspreises geht mein besonderer Gruß an all jene, die nun als tatkräftige Helfer, als beherzte Unterstützer, als umsichtige Ermöglicher im Mittelpunkt stehen. Sie zeigen, dass Solidarität in Oberösterreich viele Gesichter und noch viel mehr helfende Hände hat. Dass man sich auf unsere Landsleute verlassen kann, ist keine Selbstverständlichkeit: Der Zusammenhalt in unserem Land muss nicht nur gelebt, sondern auch vorgelebt werden. Daher danke ich der KirchenZeitung sehr, dass sie jene vor den Vorhang holt, die genau das tun. Denn damit werden sie ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und damit können sie auch Vorbild für viele andere werden. Ohne gelebte Solidarität wären wir nicht da, wo wir heute sind. Ein großes und herzliches Dankeschön an alle, die dazu jeden Tag ihren Beitrag leisten.
Der Solidaritätspreis der KirchenZeitung ehrt jedes Jahr Menschen, die sich durch ihr großes soziales Engagement und ihr richtungsweisendes Handeln auszeichnen.
Ich bin beeindruckt, wie breit die Solidarität in Oberösterreich gestreut ist. Das zeigen die vielen Einreichungen und das große Engagement für Gerechtigkeit, Friede und den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Die momentane Gesundheitskrise verstärkt den Blick auf das Wesentliche. Sie zeigt, wie wichtig das soziale Gefüge einer Gesellschaft und die gegenseitige Unterstützung sind. Und wie notwendig ein gut funktionierendes soziales Netz ist, das wir in Oberösterreich haben. Ich gratuliere allen Preisträger/innen sehr herzlich für das große soziale Engagement.
„Solidarität (…) ist ein Wort, das sehr viel mehr bedeutet als einige sporadische Gesten der Großzügigkeit. Es bedeutet, dass man im Sinne der Gemeinschaft denkt und handelt, dass man dem Leben aller Vorrang einräumt“ (FT 116), so Papst Franziskus in seiner Enzyklika Fratelli Tutti. Die vergangenen Monate in der Pandemie haben uns vieles aufgezeigt – auch wie wichtig Verantwortung füreinander ist. Gut aufeinander zu achten ist nicht selbstverständlich – aber alternativlos. Das Wohl einer Gemeinschaft hängt nicht vom Wohl einzelner Gewinner ab. Es braucht ein beständiges Streben nach mehr Miteinander, nach mehr Rücksichtnahme, nach mehr Gerechtigkeit.
Der Solidaritätspreis ist eine Form der Anerkennung für Menschen, die in besonderer Weise dieses Denken und Handeln im Sinne der Gemeinschaft verinnerlicht haben. Ich danke den Preisträgerinnen und Preisträgern des Solidaritätspreises für ihren Einsatz, diese Welt ein Stück solidarischer und damit besser zu machen. Sie und ihr Engagement sind Best-Practice-Beispiele gelebter Solidarität.
- Jakob Pichler. In Österreich drehen wir den Wasserhahn auf, um Trinkwasser zu bekommen. Anders bei den Karamojong in Uganda. Der Feldkirchner und HTL-Absolvent Jakob Pichler wurde dort bei einem Besuch 2019 auf die schwierige Situation des Hirtenvolks aufmerksam. Gemeinsam mit drei Freunden initiierte er den Bau von vier Brunnen im Dorf der Karamojong. Die direkte und unkomplizierte Hilfe für möglichst viele Bedürftige ist Jakob Pichler sehr wichtig.
- Sr. Elisabeth Siegl und Fußballteam. Spielerinnen aus vielen verschiedenen Nationen stehen beim VBSC Vöcklabruck Ladies gemeinsam am Platz.
Mit der Don-Bosco-Schwester Elisabeth Siegl ist eine Trainerin speziell für die Neuankömmlinge abgestellt und wirkt so als integrative Kraft für ihre Schützlinge im Alter von 14 bis 40 Jahren. „Fußball verbindet alle sozialen Schichten“, sagt sie. Dabei ist ihr die Förderung der Gemeinschaft unter ihren Mitspielerinnen genauso wichtig wie der sportliche Erfolg.
- Nicole Leitenmüller. Weihnachten kann zur Belastungsprobe werden, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist. Mit ihrem Angebot „Weihnachten ohne dich“ nimmt sich die Katholische Jugend der Region Oberes Mühlviertel um dieses Thema an. Ein Team Ehrenamtlicher rund um die KJ-Regionskoordinatorin Nicole Leitenmüller hat das Angebot 2016 ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine jährlich kurz vor Weihnachten stattfindende Andacht in einer Pfarrkirche im oberen Mühlviertel
- Josef „Joe“ Gokl. Dem begeisterten Schwimmer und Schwimmtrainer aus Traun ist es ein Anliegen, dass Menschen mit Beeinträchtigung seine Begeisterung teilen können. Deshalb leitet er seit Jahren ehrenamtlich auf besondere Bedürfnisse angepasste Schwimmkurse unter der Bezeichnung „Special Delphins“. Der USC Traun bildet dafür die Basis, eine Gruppe ehrenamtlich Engagierter macht die Durchführung des Schwimmunterrichts möglich. Josef „Joe“ Gokl ist auch in der Trauner Stadtpolitik, in der Stadtpfarre und anderen Bereichen engagiert.
- Sattledt. Die B-Fair-Gruppe Sattledt engagiert sich seit 2010 für Nachhaltigkeit und globale Fairness gegenüber der ganzen Welt und der Umwelt. „Sei fair zur Schöpfung und zu allen Menschen dieser Erde“ lautet der Grundsatz der B-Fair-Gruppe Sattledt.
Zurzeit sind in der Gruppe rund zehn Personen im Alter zwischen 17 und siebzig Jahren aktiv. B-Fair lädt u. a. zu Vorträgen, Workshops, Filmabenden, Literaturfrühstücken und Repaircafés ein. Dank dem Engagement von B-Fair ist Umweltschutz in der Pfarre Sattledt gelebte Praxis. Müllvermeidung oder der umweltfreundliche Weg zum Sonnntagsgottesdienst sind nur zwei der vielen Beispiele dafür.
- Simone Strobl. „Das Einsamste, was einer Frau passieren kann, ist der Tod des Kindes im Mutterleib. Ich habe meine Kinder nicht nur gesehen, ich habe sie gespürt“, sagt Simone Strobl. Es ist wichtig, dem Kind einen Namen zu geben und ein Foto zu machen, damit es für andere sichtbar wird. Die Arbeit ihres Vereins „Pusteblume“ umfasst die Unterstützung von Betroffenen und die Gründung eines Netzwerks, damit viele vom würdevollen Umgang mit „Sternenkindern“ erfahren.
- Martin Kranzl-Greinecker. Die „Kinder von Etzelsdorf“ sind heute weithin bekannt: Im Schloss Etzelsdorf in Pichl bei Wels war während der NS-Zeit ein „fremdvölkisches Kinderheim“ untergebracht. Martin Kranzl-Greinecker hat nach einer Begegnung mit einer alten Frau im Jahr 2001 diese vergessenen Kinder aus dem Dunkel der Geschichte ins Licht geholt. Dem Schicksal dieser Menschen und dem Gedenken aller Opfer des Nationalsozialismus widmet er – auch im Mauthausen-Komitee Österreich – sein großes ehrenamtliches Engagement.
- Marianne und Gerald Fraundorfer. Das Ehepaar aus St. Peter/W. stellte sich anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Mauthausens die Frage, wie sie damals gehandelt hätten. Darauf gäbe es keine Antwort: „Wie einfach ist es dagegen, heute jemandem zu helfen“, sagen die beiden, die sich seit Jahren auf vielfältige Weise in der Flüchtlingsarbeit engagieren: „Es ist für uns ein Privileg, Menschen, die völlig unverschuldet in schwierige Situationen geraten sind, zu unterstützen“, sagen sie.
- Irmgard Aschbauer. Irmgard Aschbauer erhält den Solidaritätspreis der KirchenZeitung posthum. Sie erlag am 25. Dezember 2020 im 77. Lebensjahr ihrem Krebsleiden. Als Diözesansekretärin des Katholischen Akademikerverbandes der Diözese Linz und ab dem Jahr 2000 als Pensionistin war Aschbauer im Auftrag der Kirche und privat in vielfältigen Projekten tätig, bei denen es um ein würdiges Gedenken an die Opfer des NS-Regimes gegangen ist. Sie ist auch Mitbegründerin des Vereins Schloss Hartheim.
- Fotos von der Verleihung der Preise und Grußbotschaften der Preisstifter ab Do., 29.4. online abrufbar unter www.solipreis.at
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