Ein einziges Zimmer bewohnt Lianas Familie im rumänischen Dorf Cotuș, etwa 375 Kilometer nordwestlich von Bukarest. Ein einziges Zimmer für sie, ihren Mann und die acht Kinder zum Kochen, Essen, Schlafen und Spielen. Kein fließendes Wasser und einen Holzofen, der gleichzeitig als Küche und Heizung fungiert.
Öffentliche Verkehrsanbindung gibt es hier keine, auch keine geteerten Straßen und keine Kanalisation. Die nächstgrößere Gemeinde, in der es auch einen Arzt gibt, ist Sângeorgiu de Mureș. Das Zimmer, in dem Lianas Familie lebt, befindet sich auf einem kleinen Hof mit zwei Häuschen, eines davon aufgrund von Baufälligkeit unbewohnbar.
„Ich habe Angst, dass es jederzeit einstürzen könnte“, sagt Liana. Sie bewahren einen Teil ihrer Kleidung dort auf, auch gewaschen wird in dem desolaten Gebäude. Die Waschmaschine ist allerdings kaputt, ebenso wie der Kühlschrank. Lianas Partner verdient ein Einkommen aus Tagesjobs, mit der staatlichen Sozialhilfe und dem Kindergeld hat die Familie insgesamt etwa 600 Euro pro Monat zur Verfügung.
Die Umstände, in denen Lianas Familie lebt, sind kein Einzelfall: Etwa die Hälfte der Kinder in Rumänien ist von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Besonders ländliche Gebiete sind betroffen. „Ich wäre gerne noch weiter in die Schule gegangen, habe aber nur drei Klassen abgeschlossen. Mehr war nicht möglich“, erzählt Liana. „Ich will, dass es meinen Kindern einmal besser geht.“
Sie ist froh, dass zwei von ihnen – Adrian und Marina – einen Platz im Kinderzentrum gefunden haben, das die Caritas, unterstützt mit Spenden aus Oberösterreich, in ihrem Dorf betreibt. Es ist eines von dreizehn Kinderzentren und Schulausspeisungen, mit der die Caritas Schulkinder aus armen Familien beim Lernen unterstützt, ihnen eine warme Mahlzeit und auch Freizeitaktivitäten bietet. „Wenn wir im Zentrum ankommen, dürfen wir eine Stunde lang spielen, dann gibt es Essen“, erzählt Adrian.
„Wir machen Hausaufgaben und singen viel. Mein Lieblingslied ist ‚Feliz Navidad.‘“ Das Singen hat einen besonderen Stellenwert im Projekt: Mit der Superar-Methode, einem interkulturellen Chorprogramm, soll Kindern durch das gemeinsame Singen Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsinn vermittelt werden. Das helfe beim Lernen helfen und stärke auch ihre Chancen für die Zukunft.
„Die Kinder kommen sehr gerne hierher“, sagt Caritas-Sozialarbeiterin Mária Récsei, Leiterin der Zentren in Sângeorgiu de Mureș und in Cotuș. Die warme Mahlzeit, die es dort gibt, sei nicht die einzige Motivation: „Die meisten Kinder haben keine Möglichkeit, etwas anderes zu machen, es gibt keinen Spielplatz, sie fahren sonst nirgendwo hin.“
Konflikte unter den Kindern halten sich in Grenzen: „Streit kommt zwar vor, aber im Caritas-Kinderzentrum haben die Kinder gelernt, aufeinander zu schauen und sich gegenseitig zu beschützen.“ Derzeit betreut das Zentrum 79 Schulkinder zwischen sechs und vierzehn Jahren. 17 stehen auf der Warteliste.
Dieser Artikel entstand in Kooperation mit der Caritas OÖ.
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