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„Ich muss mich zu 100 Prozent darauf verlassen können, dass die Pädagoginnen im Kindergarten gut mit Janek umgehen. Er wird mir nie etwas erzählen können.“, Das war die größte Sorge und der größte Wunsch von Iris Bruckner, als sie einen Kindergarten für Janek suchte. Vier Kindergärten hat sie sich angeschaut, beim Integrativen Heilpädagogischen Kindergarten in St. Isidor wusste sie nach dem Erstgespräch: „Hier bin ich genau richtig!“ Janek ist vier Jahre alt und kann nicht reden. Er hat das „Angelman“-Syndrom. Meist lächelt er, er erkundet die Welt mit dem Mund, greift nach allem, was in Reichweite ist. Er zupft gerne die Saiten der Gitarre, spielt Klavier und hat dabei die größte Freude, erzählt seine Mama Iris Bruckner. Zu viele Reize überfordern ihn, er braucht einen geordneten Alltag und einen geschützten Rahmen. All das bekommt er hier im Kindergarten in St. Isidor.
„Wir wollen Kinder unterstützen und Eltern stärken“, beschreibt Doris Nagel, die Leiterin des Integrativen Heilpädagogischen Caritas-Kindergartens, ihre Ziele. Begegnung auf Augenhöhe ist ihr wichtig. „Eltern sind die Profis. Sie wissen, was ihr Kind braucht und wollen das Beste für ihr Kind“, so Doris Nagel. Auf Gespräche und Austausch wird viel Wert gelegt. Einblick in die Arbeit zu geben, ist selbstverständlich. „90 Prozent der Kinder, die hier sind, können nicht reden. Wir sind dankbar, wenn wir auf den Erfahrungsschatz der Eltern zurückgreifen können.“ Den 43 Kindern einen geschützten Rahmen zu geben, sie zu fördern und zu schauen, was sie gerade brauchen, zählt zu den Aufgaben der insgesamt 18 Mitarbeiter/innen.
In diesem Kindergarten gibt es vier heilpädagogische Gruppen und eine Integrationsgruppe: sie besteht aus elf sogenannten „Regelkindern“ und vier Kindern mit Beeinträchtigung. Kinder mit und ohne Beeinträchtigung werden hier gemeinsam betreut und gefördert. Eneas ist eines davon. Er ist vier Jahre alt und lebt in Leonding. Er liebt es, sich zu bewegen, zu klettern, zu balancieren. Er ist an Technik interessiert und konstruiert Flugzeuge. „Die ganze Wohnung ist schon voll davon“, erzählt seine Mama.
Die Eltern von Eneas Pürstinger-Klafböck haben bewusst diesen Kindergarten für ihr Kind ausgesucht. Seine Mama Isabella Pürstinger hat sich gut informiert, von welchen pädagogischen Modellen die Kindergärten getragen werden. Die Integrationsgruppe in St. Isidor war dann erste Wahl: „Wir sind glücklich, dass wir hier sein dürfen“, sagt sie.
Dass das Anders-Sein integriert wird und gar nicht als Anders-Sein gesehen wird, findet sie gut. „Hier wird auf jedes Kind eingegangen – auf gleicher Augenhöhe“, ist ihre Erfahrung. Kinder werden hier nicht alleine gelassen. Besonders schätzt sie, dass „die Kinder hier einfach glücklich sind und so angenommen werden, wie sie sind“.
Eneas und Janek haben einen besonderen Spielgefährten in der Gruppe: Joey. Er ist ihr Therapiebegleithund. „Janek ist total in Joey verliebt“, erzählt Janeks Mama. Für die sanfte Annäherung brauchte es viel Geduld von allen Seiten: von Janek, Joey und der begleitenden Pädagogin Sandra Kainzinger. Dass Janek im Umgang mit Joey viele Fortschritte gemacht hat, darüber freuen sich alle. „Jetzt schnappt Janek nicht mehr nach Joey, er kann ihn sogar mit der offenen Hand füttern“, erzählt Iris Bruckner. Die Kinder so anzunehmen wie sie sind, das lebt auch Sandra Kainzinger: ihr Therapiebegleithund Joey spielt dabei eine bedeutende Rolle, denn Joey ist vorurteilsfrei. Er tritt mit allen Kindern in Kontakt und ermöglicht dadurch Beziehung. Besonders für autistische Kinder ist es ein Erlebnis, wenn der erste Blickkontakt mit Joey zustande kommt. Mit der Welt in Berührung kommen, ist für autistische Kinder oft eine Herausforderung. Jedem zu geben, was er braucht, ist gelebter Auftrag in St. Isidor: Liebe, Mitgefühl, Verständnis – und das tagtäglich.
Zur Sache
Inklusion bedeutet für die Leiterin des Kindergartens Doris Nagel, jedem/jeder das zu geben, was er oder sie braucht. So unterschiedlich wie die Kinder, sind auch die Eltern. Bezeichnend für den Integrativen Heilpädagogischen Caritas-Kindergarten in St. Isidor ist, dass bewusst auf die Zusammenarbeit mit den Eltern gesetzt wird. Doris Nagel arbeitet nach dem „Early Excellence Ansatz“ und hat dazu auch eine Beraterinnenausbildung gemacht. „Early Excellence“ heißt, dass einerseits die Stärken und Kompetenzen von Kindern erkannt, begleitet und gefördert werden, andererseits, dass diese Förderung effektiv nur im Zusammenspiel mit Eltern und Familien möglich ist. Die Pädagoginnen informieren die Eltern daher immer, was ihr Kind tagtäglich im Kindergarten gemacht und erlebt hat. Es gibt Elternabende, Elterngespräche und sogar Tauschbörsen für Kleidung und Spielsachen. Von jedem Kind wird ein Fotobuch im Kindergarten gemacht, so kann das Kind vom Alltag erzählen und die Eltern bekommen Einblick in die Welt des Kindergartens. Transparenz ist wichtig.
Die Grundidee, dass sich ein Kind sein Wissen selbst konstruiert und nicht wie ein Trichter mit Informationen befüllt werden muss, ist ein weiterer Eckpunkt in der „Early Excellence“-Pädagogik, die ihre Wurzeln in England hat und für den deutschen Sprachraum adaptiert wurde.
Tipp: Der St. Isidor-Kalender 2019 mit Portraitbildern von Kindern aus St. Isidor kann kostenlos unter Tel. 0732 76 10-20 40 angefordert werden.
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