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Was ist mit den Kindergärten und Krabbelstuben? In welchen Fällen dürfen Kinder dort in Betreuung gegeben werden? Wann gibt es Lockerungen? Da war die Lage lange Zeit noch unübersichtlicher als bei den Schulen. Kindergärten werden nicht bundes-, sondern landesweit geregelt und werden von unterschiedlichen Trägern betrieben. Nur zu Beginn der Coronakrise war es einfach. Für ganz Österreich galt, dass ausdrücklich nur Eltern mit systemrelevanten Berufen wie Ärzt/innen oder Supermarktverkäufer/innen auf die Betreuung der Kleinkinder zurückgreifen durften. Doch seit die ersten Lockerungen etwa bei den kleinen Geschäften nach Ostern in Kraft getreten sind, gab es mehr Interpretationsspielraum, wer sein Kind in den Kindergarten bringen darf. Sehr niedrig blieben dabei die Besuchszahlen. Zuletzt waren nicht einmal fünf Prozent der angemeldeten Kinder in Betreuung.
Inwieweit Eltern einen Nachweis über ihre berufliche Unabkömmlichkeit zu erbringen haben, lag letztendlich in der Autonomie der Betreiber. Die aber selbst oftmals unter großer Belastung stehen, organisatorisch und finanziell. Denn sie müssen den Spagat schaffen, mit möglichst wenig Mitarbeiter/innen die Gruppengröße klein zu halten und dabei die Hygienemaßnahmen zu wahren. Dazu kommt: Sowohl Kinderfreunde als auch Caritas gaben auf Nachfrage der KirchenZeitung an, dass sie ihre Pädagog/innen zur Kurzarbeit anmelden mussten.
Von der großen öffentlichen Bühne zuerst völlig unbemerkt, haben die aktuellen Entwicklungen viele Familien in Turbulenzen gestürzt. Das kritisiert etwa die Arbeiterkammer Oberösterreich, die nach Ostern von vielen Anrufen von völlig erschöpften Eltern berichtet, die nicht wussten, wie es mit der Kinderbetreuung weitergeht. Kindergärten hätten deren Kinder nicht genommen, weil sie nicht in systemkritischen Bereichen arbeiten. Beispielsweise habe sich eine Mutter beschwert, dass sie schon einen Krippenplatz fix reserviert hatte, weil sie wieder zu arbeiten begonnen hätte. Der Platz sei storniert worden, weil sie nicht im Gesundheitswesen oder im Lebensmittelhandel arbeitet.
Auch aus anderen Bundesländern mehrten sich die Berichte von Fällen, wo Eltern von der Leitung abgewiesen wurden. Das Unverständnis für die Vorgangsweise griffen vergangene Wochen immer mehr Medien auf. Dennoch schienen die Vorwürfe zuerst noch an Bundeskanzler Sebastian Kurz abzuprallen. Für Kindergärten seien keine Änderungen notwendig, denn diese wären ja weiter geöffnet. Hinter den politischen Kulissen dürfte das wachsende Rumoren jedoch Eindruck hinterlassen haben.
Wien preschte vor und verkündete als erstes Bundesland, dass ab 27. April ausnahmslos alle berufstätigen Eltern ihre Kinder in den Kindergarten bringen können. Zu diesem Zeitpunkt gingen Insider noch von der Verlängerung des Status quo in Oberösterreich aus, das heißt: weiterhin nur eine beschränkte Nutzung von Kindergärten und Krabbelstuben. Doch einen Tag nach Wien gab das Land Oberösterreich nach: Die neue Verordnung gilt ab Montag, 27. April und sieht eine weitere Öffnung der Kindergärten vor. „Jeder, der in Oberösterreich eine Kinderbetreuung braucht, bekommt auch eine“, wird Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander in einer Aussendung zitiert. Dass man von einem Normalbetrieb noch weit entfernt ist, zeigt Haberlanders Nachsatz. „Dennoch ersuche ich alle Eltern, vorerst noch sorgsam mit diesem Angebot umzugehen.“
Gut möglich, dass solche Sätze und der soziale Druck dazu führen, dass das Angebot auch im Mai und lange darüber hinaus nicht von allen genutzt wird. Die Gefahr besteht, als asozial oder faul dazustehen, als jemand, der eine zweite Coronawelle ohne Not riskiert, weil er bzw. sie eine Betreuung nutzt, aber es vielleicht irgendwie anders machen könnte. Herausfordernd bleibt es auch für die Betreiber, wenn es darum geht, die Kurzarbeit der Pädagog/innen mit der gestiegenen Nachfrage in Einklang zu bringen.
Der Eindruck verstärkt sich, dass es in Österreich dort eher zu Lockerungen der Coronamaßnahmen kommt, wo sich öffentlicher Widerstand regt. Den Kritiker/innen nimmt man so geschickt den Wind aus den Segeln. Im Falle der Kinderbetreuung wird der Druck auf den erschöpften Familien dennoch noch länger verstärkt lasten.
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