2016 landete der in Afghanistan geborene Flüchtling Rahmat in Eberschwang im Innviertel, wo er auf Freiwillige traf, die ihm die Ankunft in Österreich erleichtern wollten. „Er ist bestens integriert“, erzählt Heidi Rossak heute, vier Jahre später. Die Kleinkindpädagogin ist seit 2017 Mentorin und Patenmutter des inzwischen 26-jährigen Rahmat (die KirchenZeitung berichtete). Dieser schaffte es in den letzten Jahren, den Pflichtschulabschluss mit sehr guten Noten nachzuholen und sein Deutsch zu perfektionieren (Niveau B1).
Eine schriftliche Zusage einer Elektrofirma für eine Lehre, die er bald bekam, sollte ihm nichts nützen. Die damalige Regierung kappte 2018 den Zugang zur Lehre für Asylwerber wieder. Der größte Rückschlag war für Rahmat aber, dass sein Asylantrag im Sommer in letzter Instanz abgelehnt wurde. „Ich befürchte, dass er jederzeit abgeschoben werden kann “, berichtet Rossak. Nur einer Verzögerung bei den Behördenvorgängen sei es wohl zu verdanken, dass Rahmat kurz vor Weihnachten die Rückführung nach Afghanistan doch noch erspart blieb, vermutet sie.
Heidi Rossak versucht, alle Hebel für Rahmat in Bewegung zu setzen. Neben der außerordentlichen Berufung gegen den negativen Asylbescheid gibt es weitere Ansatzpunkte, damit Rahmat in Österreich bleiben darf. Rahmat hat eine Ausbildung in dem Mangelberuf Schweißer samt Jobzusage in der Tasche und erfüllt somit die Voraussetzung für die Rot-Weiß-Rot-Card. Da diese normalerweise im Ausland beantragt werden muss, bittet Heidi Rossak die Bezirkshauptmannschaft Ried um die direkte Abwicklung der Formalitäten. „In Afghanistan würde Rahmat in Lebensgefahr schweben“, betont Rossak.
Sie hat für ihren Schützling außerdem einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht mit sehr guter Integration als Begründung eingereicht. Dabei führt sie auch die breite Front an Unterstützern an. Diese reicht vom Bürgermeister Josef Bleckenwegner über die Pfarre bis zum Turnverein Eberschwang, bei dem der junge Afghane Mitglied ist und der eine Unterschriftenaktion für ihn gestartet hat. Heidi Rossak hebt besonders den offenen, toleranten und friedlichen Charakter von Rahmat hervor. Menschen wie er hätten das Zeug als „Kulturdolmetscher“ bzw. als „Brückenbauer“ innerösterreichischen islamistischen Strömungen entgegenzuwirken. Rahmats Mentorin hofft, dass sie mit diesen Argumenten bei den Behörden Gehör findet: „Letztendlich treffen Menschen die Entscheidung und nicht Gesetze, es gibt immer einen Spielraum“, sagt sie.
Dass sich langer Atem in der Unterstützung von Flüchtlingen lohnen kann, beweist der Fall von Rahmats afghanischem Freund Ezat, der ebenfalls von Heidi Rossak seit 2017 betreut wird. Nach der Abschiebung nach Bulgarien und einem positiven Asylbescheid in dem Balkanstaat, bekam er im Herbst 2019 in Österreich den Aufenthaltstitel dank Rot-Weiß-Rot-Card. Er hat bei einer Firma in Hohenzell einen Job als Schweißer und kann Österreich nun endgültig als seine neue Heimat bezeichnen.«
Link zur Unterschriftenaktion für Rahmat:
https://www.openpetition.eu/at/petition/online/zusammenleben-heute-menschlichkeit-zaehlt-auf-rahmat-darf-nicht-vergessen-werden
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