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Der Weltfrieden ist eine Utopie, die sich nur schwer in die Realität umsetzen lässt. Oft werden Militärs entsendet, die Konflikte mit Waffen lösen sollen. „Doch mit militärischen Mittel schafft man keinen nachhaltigen Frieden“, sagt Thomas Roithner, Mitarbeiter des Internationalen Versöhnungsbundes in Österreich und einer der Kampagnenleiter für die Einführung eines Zivilen Friedensdienstes (ZFD). Darunter wird die Entsendung von Friedensfachkräften in Krisengebiete verstanden, die für einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten ausgebildet sind und direkt mit Partnerorganisationen vor Ort zusammenarbeiten. Der Internationale Versöhnungsbund hat bereits vor den Nationalratswahlen 2019 intensiv für einen österreichischen ZFD geworben. Derzeit liegt das Anliegen zur Prüfung beim Außenministerium.
Im Unterschied zum Österreichischen Auslandsdienst, der zwischen sechs und zwölf Monaten dauert und als Freiwilligendienst konzipiert ist, sollen die zivilen Friedensfachkräfte eine spezifische (Berufs-)Ausbildung bekommen und zwischen zwölf und 36 Monaten im jeweiligen Krisen- oder Kriegsgebiet im Einsatz sein. Auch das Mindestalter soll höher liegen. „Dadurch soll ein neues Berufsbild entstehen“, wünscht sich Friedensforscher Roithner. „Ich sehe den ZFD aber keineswegs als Konkurrenz zum Auslandsdienst. Beide Instrumente sollen sich gegenseitig ergänzen.“
Was macht nun eine Friedensfachkraft genau? Roithner: „Die Aufgaben sind je nach Einsatzgebiet vielfältig. Der Zivile Friedensdienst Deutschland setzt sich in einem Projekt etwa für konfliktsensitiven Journalismus auf den Philippinen ein.“ Die Berichterstattung über die dortigen Gewaltübergriffe sei häufig sensationsheischend und würde so erst recht Konflikte schüren. Ausgewogene Wissensvermittlung und Medienarbeit sollen dem entgegenwirken.
Österreich beteiligt sich unter dem Dach des internationalen Versöhnungsbundes an einem Pilotprojekt, bei dem Menschen in Kolumbien bei ihrem täglichen Arbeitsweg oder Behördengängen begleitet werden. „In Kolumbien passiert es, dass Menschen einfach vertrieben, bedroht oder ermordet werden. Die Schutzbegleiter/innen leisten einen Beitrag, dass diesen Menschen nichts passiert und machen das Problem gleichzeitig transparent“, sagt Roithner.
Wiederum bei einem anderen Projekt, diesmal im westafrikanischen Mali, arbeiten die Friedensfachkräfte mit Ansätzen aus der Theaterpädagogik. „Hier geht es darum, eine gewaltfreie Ausdrucksmöglichkeit zu schaffen, zum Beispiel mithilfe von Puppen“, erklärt Roithner. So könnten sich die Menschen ein Stück weit Luft machen – ohne Waffen.
Die Ausbildung der Friedensfachkräfte soll im Österreichischen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ASPR) auf Burg Schlaining stattfinden. Eine gute Voraussetzung für die spätere Berufsausübung sei laut Roithner, vor Konflikten nicht gleich davonzulaufen: „Nicht jeder kann mit Konflikten umgehen, mit Ohnmacht und Frustration. Oder mit den Gefahren in einem Konfliktgebiet.“ Die Motivationen, einen Friedensdienst zu leisten, seien so vielfältig wie in vielen anderen Berufsfeldern. „Die Grundhaltung ist, die Welt friedlicher machen zu wollen, ob aus persönlicher Überzeugung oder dem Glauben heraus“, meint Roithner.
Ob ein Mensch aggressiv oder gewalttätig wird, hänge zum Teil von der Situation ab, in der er sich befindet, sagt Roithner: „Ich glaube nicht, dass ein Gewalt-Gen in den Menschen steckt. Es kommt eher darauf an, wie sicher mein Leben und das meiner Familie ist, ob ich genug zu essen und eine Wohnung habe, ob es gesellschaftliche Teilhabe gibt und so weiter.“ An diesen Strukturen soll der Friedensdienst mitwirken und zu einer nachhaltigen Veränderung im jeweiligen Land beitragen. „Es gibt gewisse Zutaten, die für einen dauerhaften Frieden notwendig sind: soziale und Verteilungsgerechtigkeit sowie Institutionen, die helfen, Konflikte zu transformieren.“«
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