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Yad Vashem ist hebräisch und bedeutet sinngemäß „Denkmal und Name“. Gemeint ist eine israelische Einrichtung in Jerusalem, die als Holocaust-Gedenkort und Forschungszentrum dient. Gedacht wird dort Opfern, deren Namen Yad Vashem sammelt und sichert. Aber auch jene Menschen, die sich in Gefahr begaben, um Jüdinnen und Juden während des Holocaust zu retten, werden geehrt: Für sie stehen Bäume in der Allee der Gerechten unter den Völkern.
Ob es nun um Erinnerung oder Forschung geht – im Kern steht das Wissen darum, was geschehen ist. Das war auch der Ausgangspunkt für das Engagement von Ulrike und Günther Schuster: „Wir gehören einer Generation an, die in der Schule nichts über die Zeit des Zweiten Weltkriegs gehört hat“, erzählen sie.
Also machte sich das Ehepaar aus Linz selbst auf die Suche nach Zugängen zur Vergangenheit. Über mehrere Reisen nach Israel kamen sie in Kontakt zu den israelischen Botschaftern in Österreich. Einer davon, Yosef Govrin, arbeitete nach seiner Pensionierung für Yad Vashem. Über ihn gelangte die Anfrage an das Ehepaar Schuster, ob sie nicht einen Verein „Österreichische Freunde von Yad Vashem“ gründen wollten: Fast auf der ganzen Welt gebe es solche Freundeskreise, nur in Österreich nicht, sagte Govrim.
Die weltweiten Freundeskreise unterstützen die Arbeit von Yad Vashem. Nach dem, was Ulrike und Günther Schuster hörten, ginge es darum, mal ein Konzert zu veranstalten, mal eine:n Historiker:in zu einem Vortrag einzuladen. Doch mit der Gründung der „Österreichischen Freunde von Yad Vashem“ im Jahr 2003 entwickelten sich die Dinge anders: „Das war die Zeit, als auch seitens der Regierung anerkannt wurde, dass Einsatz gefordert ist. Insofern öffneten sich uns sehr bald viele Türen und wir bekamen viel Unterstützung. Das ist ein Geschenk, denn uns verbundene Vereine und Initiativen, die ihre Arbeit zum Teil viel früher als wir begannen, haben uns von Widerständen und großem Desinteresse in der Gesellschaft erzählt“, berichten die Schusters.
Aus dem Start zum passenden Zeitpunkt entwickelte sich bald eine rege Tätigkeit: von Fachvorträgen, Gedenkveranstaltungen, Empfängen für Holocaust-Überlebende und ihre Familien, Studienreisen bis zur Medienarbeit, Repräsentation im In- und Ausland sowie die Organisation von Ausstellungen. Wobei hier nicht nur Ausstellungen aus Yad Vashem übernommen werden: Unter dem Titel „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung“ entwickelten die „Österreichischen Freunde von Yad Vashem“ sehr erfolgreich eine eigene Ausstellung.
Zur Tätigkeit des Vereins zählen auch Zeitzeug:innenvorträge. Da jedoch die allermeisten Überlebenden des Holocaust heute nicht mehr am Leben sind, stellt diese Form der Vermittlung zukünftig eine große Herausforderung dar, sagt Günther Schuster: „Das ist eine große Frage. Die neuen Medien sind zweifellos eine Chance, auch wenn es nicht so einfach ist, wie es scheint.“ Derzeit überlegt der Verein, mit welchem Projekt zum Beispiel Schicksale von Kindern vermittelt werden können.
Das sollte vor allem junge Menschen ansprechen. Denn wenn es darum geht, Antisemitismus zu bekämpfen, setzt das Ehepaar Schuster auf die Jugend. Deshalb kommen Schulklassen zu den Generalversammlungen des Vereins in Wien. „Diese Versammlungen sind keine rein vereinsinternen, sondern gesellschaftlich offene Veranstaltungen. Da sie in Wien sind, besuchen uns Schüler:innen aus Wiener Schulen. Zum Teil haben sie Migrationshintergrund aus islamisch geprägten Ländern. Da braucht es spezifische Zugänge, wenn sie zum ersten Mal mit den Fakten des Holocaust konfrontiert werden“, sagt Ulrike Schuster.
Andere Freundeskreise von Yad Vashem konzentrieren sich auf die Unterstützung der Einrichtung in Israel. In Österreich kommt mehr dazu: „Wir müssen in unserem eigenen Land etwas für die Bildung tun, gerade weil unser Land so belastet ist“, sagen Ulrike und Günther Schuster. Dazu kommt, dass gerade Oberösterreich mit einer Reihe prominenter Täter verbunden ist: Adolf Hitler, Adolf Eichmann, Ernst Kaltenbrunner oder Franz Stangl (Verwaltungsleiter in Hartheim, Lagerkommandant von Sobibor und Treblinka).
Das Ehepaar Schuster hat bei den „Österreichischen Freunden von Yad Vashem“ mittlerweile die organisatorische Hauptverantwortung weitergereicht. Im Mai 2022 wurde ihr Engagement seitens der Diözese Linz mit dem Solidaritätspreis geehrt. Klar ist, dass es um Solidarität mit den Opfern des NS-Terrors und um Solidarität mit den jungen Menschen geht, denen man Entwicklungen wie jene, die zum Holocaust führten, ersparen will.
Aber für Ulrike Schuster geht es noch um eine dritte Solidarität: „Es ist Solidarität mit Österreich und unserer Bevölkerung. Viel zu lange sind wir in einem schlechten Licht dagestanden.“ Lange hat sich Österreich geweigert, seiner historischen Verantwortung gerecht zu werden. Durch das Bemühen von Menschen wie Ulrike und Günther Schuster ist das heute anders.
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