Ein gut bezahlter Job als Elektroinstallateur, ein schönes Auto, an den Wochenenden fortgehen mit den Freunden: Roman Haunschmid führte mit Anfang 20 ein unbeschwertes Leben, als eine Gehirnblutung alles ändern sollte. „Ich war gerade beim Mittagessen bei einem Freund und bin dort auf einmal zusammengebrochen“, sagt Roman Haunschmid.
An die Wochen danach hat er keine Erinnerung, nur von Erzählungen weiß er, dass es sieben Tage dauerte, bis er wieder seinen Namen sagen konnte. Mühsam musste er wieder sprechen und gehen lernen und daran arbeiten, dass sein Kurzzeitgedächtnis wieder funktioniert. „Die Behörden und die Ärzte wollten mich damals direkt in die Pension schicken. Doch das kam für mich nicht infrage“, erinnert sich Roman Haunschmid an die harte Zeit der Rehabilitation vor 27 Jahren. Mithilfe seiner Freunde kämpfte er sich ins Leben zurück. „Sie haben mich motiviert und dabei nicht mit Samthandschuhen angefasst. Das war gut so, weil es mich ans Ziel gebracht hat.“
Da er den alten Job als Elektroinstallateur aufgeben musste, absolvierte er 2001 die Ausbildung zum Behindertenpädagogen. Nach ein paar Jahren in sozialpädagogischen Einrichtungen beschloss er, sich selbstständig zu machen. „Ich möchte individuelle Freizeitwünsche meiner Klienten erfüllen und aufmerksam auf ihre Wünsche eingehen. Das war bei den großen Einrichtungen, wie ich sie kennengelernt habe, einfach kaum möglich“, sagt Haunschmid. Vor zwölf Jahren hat er gemeinsam mit seinem Team vom Verein MoBet begonnen, Feriencamps für Menschen mit Beeinträchtigung zu organisieren. Die Initiative startete mit dem Angebot einer Sommerwoche, mittlerweile werden jährlich fünf Feriencamps im Sommer und eine Skiwoche im Winter angeboten. Feriencamp heißt eine vollbetreute Urlaubswoche für je 20 beeinträchtigte junge und ältere Erwachsene.
Die Urlauber:innen wachsen in dieser Woche über sich hinaus. „Das kann zum Beispiel im Hochseilgarten sein, wenn jemand seine Höhenangst überwinden lernt. Das sind kleine Schritte, die ganz viel bedeuten“, sagt Haunschmid.
In der Urlaubswoche stehen etwa Kinobesuche, Wanderungen, Kaffeehausbesuche und Baden auf dem Programm – eben all das, was nicht-beeinträchtigte Menschen auch gerne machen. Der große Organisationsaufwand sei für ihn kein Problem, sagt Haunschmid, der 2023 mit dem Solidaritätspreis der Diözese Linz ausgezeichnet wurde: „Die Einstellung ,Geht nicht, gibt’s nicht‘ habe ich mir dabei von meinem früheren Handwerksberuf erhalten.“
Seit zehn Jahren veranstaltet Roman Haunschmid zudem monatlich einen Discoabend für Jugendliche und Junggebliebene mit oder ohne Beeinträchtigung. Dazu fährt er mit seinem Disco-Team und Sack und Pack extra aus Vöcklamarkt in die Linzer Solar City. Der Saal wird in eine Disco verwandelt mit Lichtanlage, Boxen, Verstärker, DJ und Getränke-Verkauf. „Die Jugendlichen haben eine unbeschwerte Zeit. Es wird bei uns genauso geküsst, geschmust und geflirtet, wie es in einer Disco normal ist“, sagt Haunschmid. Finanziell gesehen sei die Disco für den Verein eher als Ehrenamt einzustufen. „Die besondere Aura der Veranstaltung und die Freude der Besucherinnen und Besucher sind es aber auf alle Fälle wert. Das Discopublikum ist wie eine riesengroße Familie.“
Kontakt zum Verein MoBet: www.mobet.at
Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Erfahrungen aus dem Alltag mit einem autistischen Jungen >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>