Sie haben Jugendliche Ihrer Schule dazu eingeladen, ihre Maturareise nach Peru in die Slums von Lima zu machen. Wollten die nicht lieber an den Mittelmeerstrand?
Hans Gruber: Die Konkurrenz zu den klassischen Maturareisen habe ich schon gespürt, aber die meisten Jugendlichen haben sich für den Trip nach Peru entschieden. 28 Burschen und Mädchen waren mit. Ich bin selbst begeistert von dem Projekt, wahrscheinlich gelingt es mir deshalb, die Schüler davon zu überzeugen.
Wie reagieren die Eltern der Schüler auf so ein Vorhaben?
Gruber: Grundsätzlich positiv, den Eltern ist es lieber, ihre Kinder haben eine vernünftige Reise als eine Maturareise, bei der sie nur irgendwo abtauchen und die Festplatte mit Alkohol löschen.
Wie haben Sie vor Ort in Peru konkret geholfen?
Gruber: Wir haben in Lima eine Woche lang einen Sportplatz hergerichtet, mit Materialien, die wir bezahlt haben. Der Platz war vorher nur ganz primitiv mit Erde angeschüttet. Wir haben betoniert, damit alles sauber wird. Rasen würde dort nicht gedeihen und andere Beläge sind sehr teuer und aufgrund der Witterung schnell kaputt. Mit einem Fußballspiel mit den Einheimischen ist der Platz eröffnet worden. Er kommt jetzt den etwa 1.000 Kindern und Jugendlichen, die in der Umgebung leben, zugute. Sie haben ansonsten kaum Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen, alleine schon wegen der hügeligen Lage des Armenviertels.
Was sind die Gründe für die Armut in Lima?
Gruber: Die Ressourcen von Peru werden von den großen Konzernen in die USA und nach Europa abgesogen, deshalb bleibt die große Armut bestehen. Der Staat engagiert sich kaum in der Organisation der Schulen. Das ist leider Gottes die Realität. Wenn man sich länger mit diesen Dingen beschäftigt, ist man mitunter ein bisschen desillusioniert. Aber es ändert nix, die Kinder in Peru brauchen unsere Unterstützung und müssen in die Schule gehen. Zu warten und sich zu beschweren, wie schlecht die Welt ist, ändert nichts. Deshalb helfen wir.
Wie ist der Kontakt zu dem Slum in Lima entstanden?
Gruber: Bei einem Besuch in den Slums im Jänner 2010 kam ich zum ersten Mal mit extremer Armut in Peru in Berührung. 2013 habe ich dann das Projekt „Mochila de Esperanza“ – „Rucksack der Hoffnung“ – ins Leben gerufen. Es ermöglicht mittlerweile 1.250 Kindern aus dem Armenviertel den Schulbesuch. Durch das Hilfsprojekt sind wir darauf aufmerksam geworden, was die Bewohner des Armenviertels sonst noch brauchen. 2016 haben wir bei der ersten Maturareise in die Slums eine Stiege errichtet, die den Kindern einen sicheren Schulweg ermöglicht. Im heurigen Sommer war es eben der Sportplatz.
Wie ist das Projekt an der HTL Steyr verankert?
Gruber: Die ganze Schule steht dahinter. Viel läuft im Rahmen des Religionsunterrichts. Die Jugendlichen engagieren sich aber über den Unterricht hinaus für die Hilfsaktion, und das über mehrere Schuljahre lang. Wir organisieren z. B. am Tag der offenen Tür der HTL die Gastronomie oder veranstalten Konzerte. Der Erlös daraus kommt dem Projekt zugute. Die Jugendlichen versuchen die Welt nach ihren Möglichkeiten besser zu machen. Mir ist wichtig, dass sie lernen, über den Tellerrand hinauszuschauen, dass sie andere Kulturen kennenlernen und das eigene Leben schätzen lernen.
Sie sind nach dem Hilfseinsatz noch ein bisschen in Peru geblieben. Was haben Sie unternommen?
Gruber: Wir haben eine Rundreise durch Südperu gemacht, bis hin zum berühmten Machu Picchu, zur verborgenen und letzten Stadt der Inkas. «
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