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Mit 40 hat Irene* gedacht, sie hätte alles geschafft. Eine Wohnung, ein sicheres Einkommen, einen Freund, einen Hund. Dann hat Irene alles verloren. Durch eine Tat, für die ihr lebenslange Haft droht. Sie fragt sich oft: ‚Sollte es Gott geben, würde er sie trotzdem lieben?‘ – Inhaftierte Menschen hadern mit ihrer Schuld und oft auch mit ihrer Lebensgeschichte. Beziehungen gehen in Brüche, Beruf und Wohnung können aus der Haft heraus nicht erhalten werden. Gefangenenseelsorger/innen wollen in dieser Situation einfach zuhören. „Die Menschen haben depressive, schizoide und Selbstmordgedanken – nach einem Gespräch geht es ihnen besser“, sagt Gefangenenseelsorger Markus Vormayr am Rande der Jahrestagung der Gefangenenseelsorger/innen Ende Juni in Schloss Puchberg. Seit 12 Jahren besucht er inhaftierte Menschen im Forensischen Zentrum Asten für geistig abnorme Rechtsbrecher und in den Justizanstalten Linz und Asten. Isolierung und Einsamkeit in der Haft treiben viele zur Verzweiflung. „Eingesperrt-Sein tut den Menschen nicht gut“, sagt Markus Vormayr.
In Oberösterreich sind fünf hauptamtliche und mehrere nebenamtliche Seelsorger/innen in den Justizanstalten in Suben, Ried im Innkreis, Garsten, Wels und Linz mit der Außenstelle Asten tätig. Sie werden hauptsächlich von der Diözese bezahlt und zu einem kleinen Teil von der Justizbehörde. Unterstützt werden die Seelsorger/innen vom Referat für Gefangenenseelsorge im Pastoralamt. „Wir arbeiten gut mit der Justiz zusammen“, sagt Markus Vormayr, auch wenn die Seelsorger/innen oft gerne mehr für die Inhaftierten tun würden, als vom Justizsystem vorgesehen ist.
Markus Vormayr gestaltet Feiern und Gottesdienste mit einer Gruppe von ehrenamtlichen „Häfnmusiker/innen“. Die Gefangenen nehmen das dankbar an. Trotzdem sind viele von Gott und „der Kirche“ enttäuscht. ‚Wie könne Gott so schwere Schicksalsschläge zulassen?‘, ist eine der Fragen, mit denen der Seelsorger konfrontiert wird. In der Begegnung sieht er die grundlegendste Form, Glaube zu leben: „Es geht um nichts anderes.“ Die Gefangenenseelsorger/innen tragen auch Sorge dafür, dass die Gefangenen nach der Haft wieder Fuß fassen können – und dass die Gesellschaft ihnen eine Chance gibt. Markus Vormayr ist dankbar für alle, die offen sind für Menschen in Not: „Christ ist man nicht für sich selbst, sondern immer auch für den anderen.
* Irenes Geschichte ist im soeben erschienenen Band „Danach ... Wenn Gefangene sprechen“ und auf einer CD, herausgegeben von Markus Vormayr, nachzulesen und nachzuhören. Erhältlich unter Tel. 0699/11 44 98 78, E-Mail: gefangenenpastoral[at]dioezese-linz.at
Zur Sache
Die 65. Jahrestagung der Gefangenenseelsorger/innen aus Österreich, Bayern und der Schweiz fand von 25. bis 29. Juni 2018 im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels statt. Etwa 50 katholische, evangelische und orthodoxe Seelsorger/innen trafen sich zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch. Einer der Themenschwerpunkte war das eigene Gottesbild. Die ökumenische „Alpenländische Gefangenenseelsorge“ wurde 1968 gegründet. Vorsitzender ist Dr. Christian Kuhn von der Wiener Justizanstalt Josefstadt. „Viele Seelsorger sind Einzelkämpfer, vor allem in ländlichen Gegenden“, sagt Christian Kuhn: „Bei der Jahrestagung können sie sich in freundschaftlicher Runde austauschen.“
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