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Die Lust an Bildung scheint bei den oberösterreichischen Pensionist/innen stark vertreten zu sein. Laut Alterswissenschafter Franz Kolland ist dies heutzutage auch notwendig: „Lebenslanges Lernen ist in einer Gesellschaft rapiden Wandelns zu einer Existenznotwendigkeit geworden. Es wird zu einem wesentlichen Faktor für gesellschaftliche Teilhabe und selbstbestimmten Handelns.“
Im Sommersemester 2020 haben 109 Personen ab 63 Jahren ein Studium an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz belegt. Am Kursprogramm des ISA („Institut Sei Aktiv“ des OÖ. Seniorenbundes) nahmen in den zehn Jahren seines Bestehens rund 27.300 Senior/innen an 3.333 Kursen teil. SelbA („Selbstständig und Aktiv“, größter Bildungsanbieter für Ältere in der Diözese Linz und Teil des Katholischen Bildungswerkes OÖ) erreicht jährlich mehr als 7.700 Teilnehmer/innen ab 55 Jahren.
Beruflich weiterzukommen steht bei der Generation 60+ weniger im Vordergrund. Senior/innen lernen aus Spaß und Interesse. Es geht ihnen unter anderem darum, Gleichgesinnte kennenzulernen und vielleicht die eine oder andere Freundschaft zu schließen“, sagt Seniorenbund-Obmann und ehemaliger Landeshauptmann Josef Pühringer. Neben dem sozialen Aspekt spielt auch persönliche Weiterbildung eine Rolle, sagt Maria Hofstadler von SelbA: „Auch im Alter können und wollen Menschen ihre Talente weiterentwickeln und damit Positives für sich selbst und die Gesellschaft bewirken.“ Soziologin Martina Beham-Rabanser von der JKU fasst die Vorteile von geistiger Beschäftigung so zusammen: „Biologisches Altern kann man nicht verhindern, aber sozial verzögern.“ Bildung ist dafür ein wichtiges Instrument.
Beliebt sind Kurse in Bereichen, für die während des Berufslebens wenig Zeit war. Auch für ein Studium entscheiden sich einige im Seniorenalter. An der KU Linz (Katholische Privat-Universität) waren etwa im Sommersemester 2020 insgesamt 37 Student/innen „älteren Semesters“ gemeldet. Zu den beliebtesten Studienfächern gehörten Kunstwissenschaft – Philosophie (18 Personen) und das Diplomstudium Katholische Theologie (8 Personen).
Allerdings heiße Bildung nicht nur, Abschlüsse zu sammeln oder Kurse zu besuchen, sagt Beham-Rabanser: „Gerade auch im pfarrlichen Leben gibt es viele Möglichkeiten für Alt und Jung, miteinander und voneinander zu lernen. Freiwilligenarbeit und ehrenamtliche Tätigkeiten sind hier eine wichtige Basis.“
„Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, was es für ältere Personen ausmacht, wenn sie Basiskenntnisse im digitalen Bereich haben – wenn sie etwa via Whatsapp oder Skype mit ihren Familien kommunizieren können“, sagt Beham-Rabanser. Dem stimmt auch Hofstadler von SelbA zu: „Die Herausforderung dieser Zeit war, dass viele der über 60-Jährigen Offliner sind. Darum haben wir uns in der SelbA-Akademie zum Ziel gesetzt, möglichst viele Menschen in digitale Grundkenntnisse einzuführen.“
Das wachsende Bildungsangebot für Ältere solle allerdings zu keiner „Weiterbildungspflicht“ für Ältere führen, sind sich die Expert/innen einig. Die Rolle von Politik und Gesellschaft bestehe darin, die öffentliche Diskussion über ältere Menschen differenzierter zu führen, weg vom Kostenfaktor Alter und hin zu den Chancen und Ressourcen des Alters. (Bildungs-)Angebote müssen so gestaltet sein, dass sie die Generation 60+ dort „abholen“, wo sie ist.
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