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Rainer Schmidbauer vom Institut Suchtprävention sagt aber, es gebe keinen Anreiz, Cannabis in Deutschland zu kaufen.
Bei drogenpolitischen Entscheidungen gebe es immer ein Dilemma, sagt Rainer Schmidbauer. „Jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile, ‚das‘ Modell gibt es nicht.“
Es sei sehr wichtig, sich immer die konkreten Bestimmungen anzuschauen. „Beim Umgang mit Drogenhandel und -konsum gibt es verschiedene Zugänge. Wenn ich den Schwarzmarkt treffen will und dass die Dealer und Organisationen kein Geschäft mehr machen, brauche ich ein sehr liberales Modell. Wenn das Ziel aber ist, dass es so wenig Zugang wie möglich zu Drogen gibt, muss ich extrem hohe Regulierungsmaßnahmen setzen.“
In Österreich gilt Cannabis als illegales Suchtmittel. Allerdings kann beim Besitz geringer Mengen zum Eigenbedarf die Verfolgung unter bestimmten Bedingungen ausgesetzt werden.
Faktisch sei Cannabis in Österreich relativ leicht verfügbar, weiß der Experte Schmidbauer, „Es gibt den herkömmlichen Schwarzmarkt, den Eigenanbau und die einfache Bestellung aus dem Internet“, sagt er. Für die Oberösterreicher:innen sieht er „aus jetziger Perspektive keinen Anreiz, Cannabis in Deutschland zu kaufen. Sicher muss man die Situation aber ein halbes oder ganzes Jahr beobachten.“
Das deutsche Gesetz zielt unter anderem darauf ab, den Schwarzmarkt einzudämmen und den Jugendschutz auszubauen. Dafür dürfen Erwachsene jetzt bis zu 25 Gramm Cannabis mit sich führen, zu Hause können sie bis zu drei Pflanzen anbauen.
Als mögliche Konsequenzen der Teillegalisierung befürchtet die österreichische Polizei einen grenzüberschreitenden Suchtgifthandel mit Ausgangspunkt Deutschland, aber auch etwaige Gefahren durch beeinträchtigte Lenker:innen im Straßenverkehr. „Die Polizei wird verstärkt Kontrollen, vor allem im grenznahen Bereich, durchführen und Suchtmittel, aber auch Drogenlenker konsequent aus dem Verkehr ziehen. Es geht um den Schutz aller Verkehrsteilnehmenden“, sagt Innenminister Gerhard Karner.
Cannabis ist mit großem Abstand die relevanteste Droge in Österreich. Danach kommt lange nichts, sagt Schmidbauer.
Das bestätigt der aktuelle Bericht zur Drogensituation in Österreich (2023). Demnach finden sich Konsumerfahrungen mit illegalen Drogen am häufigsten in Bezug auf Cannabis, mit Prävalenzraten von 30 bis 40 Prozent bei den 15- bis 24-Jährigen. Schätzungen zufolge befanden sich im Jahr 2022 27.200 Personen in drogenspezifischer Behandlung, davon etwa 2.600 aufgrund von Cannabis. Bei den Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) steht Cannabis mit 25.293 Anzeigen im Jahr 2022 ganz oben.
Dies macht deutlich, dass Cannabis kein Nebenthema ist. Neben repressiven Maßnahmen braucht es auch Prävention, sagt Rainer Schmidbauer.
Das Institut Suchtprävention bietet Förderungsprogramme von der Volksschule bis zur Oberstufe, um bei den Kindern und Jugendlichen entsprechende „Lebens- und Risikokompetenzen“ zu fördern, damit sie ihren Alltag bewältigen können, ohne auf (illegale) Substanzen zurückgreifen zu müssen.
Grundsätzlich findet Schmidbauer beim Thema Cannabis eine ehrliche Auseinandersetzung ohne dogmatisches Schwarz-Weiß-Denken wichtig: „In diesem Sinne wollen wir die Gesundheitskompetenz bei den Oberösterreicher:innen fördern, damit sie gute Entscheidungen treffen können. Statt Verbote auszusprechen, treten wir in Dialog miteinander.“
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