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Der kleine Ben hat rote Wangen von der kalten Luft. Gerade ist er gemeinsam mit Gabriela Eidinger vom Kindergarten zu deren Haus gegangen. Jetzt sitzt er am Esstisch und schaut vergnügt auf die Spielkarten in seiner Hand. Wie jeden Donnerstag verbringt er den Nachmittag bei den Eidingers. Dann spielt er Fußball im Garten, baut Gleise für den Holzzug oder schaut sich die Bilderbücher an, die neben dem Sofa auf ihn warten. Gabriela Eidinger hat vier Kinder großgezogen, ihr Mann hat viel gearbeitet. Sie wäre über Hilfe froh gewesen, sagt sie. Deshalb hat sie sich beim Projekt „Familientandem“ gemeldet. Seit einigen Monaten unterstützt sie mit der geschenkten Zeit Bens Mutter, die gerade eine Ausbildung macht und keine Familie in Ebensee hat.
Das „Familientandem“ wurde von Christa Tatár ins Leben gerufen. Die Pfarrsekretärin will damit Familien den Alltag erleichtern. Sie bringt Eltern oder Alleinerziehende mit Ehrenamtlichen in Kontakt, die sich regelmäßig um ein oder mehrere Kinder kümmern. „Ich bin der Meinung, dass man sich die Großfamilie basteln kann“, sagt Christa Tatár. In einer Großfamilie ist immer jemand da, der ein Ohr für die Sorgen und Nöte eines Kindes hat, der Talente fördert und ihm das Gefühl gibt: „Du bist etwas Besonderes.“
An diesem Donnerstag im Dezember hat Christa Tatár zu einem Treffen im Pfarrheim geladen: Ehrenamtliche des „Tandems“ erzählen, wie es ihnen mit „ihren“ Kindern geht. Eine von ihnen ist Maria Kaiser. Einmal in der Woche besucht sie ein Mädchen im Hort, um ihm bei der Hausübung zu helfen. Der Schülerin tue es gut, dass jemand nur für sie da sei, meint Maria Kaiser. Sie selbst genießt es auch, denn nachdem sie in Pension gegangen war, wollte sie gerne mit Kindern arbeiten. Auch Anna Huber ist zu dem Ehrenamtlichen-Treffen gekommen. Einmal wöchentlich bekommt sie Besuch von einer Volksschülerin. Dann kochen sie miteinander, singen und musizieren oder üben an der Nähmaschine. So haben sie es schon geschafft, ein Kleid für das Mädchen zu nähen. Anna Huber möchte ihren Schützling stärken. „Damit sie nicht so schnell umfällt, wenn es im Leben schwierig wird.“ Sie bekomme dafür viel zurück, sagt sie und erzählt von einem Radausflug, der ihnen beiden viel Freude bereitet hat. Christa Tatár sieht viele Kinder in Ebensee, denen eine Begleitung guttäte. Sie hofft, dass mehr Menschen als „Tandems“ etwas Sinnvolles tun wollen.
Im Haus der Eidingers neigt sich der Nachmittag dem Ende zu. Gabriela Eidinger sagt, sie wolle Ben gerne viel zeigen, das Theater in Linz zum Beispiel. Und dass es neben seiner Herkunftsfamilie Menschen gebe, die ihn gern hätten und auf die er sich verlassen könne. Bens fröhliches Lachen klingt durchs Wohnzimmer.
Zur Sache
Christa Tatár wurde für das „Familientandem“, das von ihr ins Leben gerufen wurde, im vergangenen Mai mit dem Solidaritätspreis der KirchenZeitung ausgezeichnet.
Im heurigen Jahr wird der Preis zum 27. Mal vergeben. Dafür können Menschen vorgeschlagen werden, die sich sozial engagieren, sich für den Frieden einsetzen, für die Umwelt oder für eine zukunftsweisende Erinnerungskultur – und die einen Bezug zu Oberösterreich haben. Die Gesamtdotation beträgt 12.500 Euro aus Mitteln des Soziallandesressorts und der Diözese Linz. Die maximal zehn Preise werden von Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Thomas Stelzer und Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer vergeben.
Einreichungen sind bis Freitag, 7. Februar 2020 in den Kategorien Einzelpersonen, Gruppen bzw. Jugend möglich. Schicken Sie Ihren Vorschlag samt einer Begründung per Post, per E-Mail oder über die Website ein:
KirchenZeitung, Solidaritätspreis, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, Tel. 0732 76 10-39 44, E-Mail: solipreis(et)kirchenzeitung.at; www.solipreis.at
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