Wie sind Sie als junge Frau auf die Idee gekommen, eine altehrwürdige Institution wie die "Veritas Buch und Kunst" zu übernehmen?
Melanie Hofinger: Die Geschäftsführung des Veritas Verlags hat mich gefragt, genauer gesagt angerufen, da ich gerade auf einer längeren Urlaubsreise durch Asien war. Ich habe dann tagelang Berichte über Käufe von Buchhandlungen recherchiert, mit meinem Vater Rücksprache gehalten. Auf dem Flug von den Philippinen nach Hongkong habe ich mich entschieden, dass ich die Veritas kaufe. Und es fühlt sich richtig an.
Was macht Ihnen Mut, das anzupacken?
Hofinger: Ich war ja bereits Verkaufsleiterin bei der Veritas, kenne das Geschäft und die Zahlen, kenne Kunden und auch meine künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die sind wirklich toll. Und ich bin gerne im Verkauf.
Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Verkauf und im Verkauf?
Hofinger: Neben dem Jusstudium habe ich bei IKEA gejobbt, und die haben mir nach zwei Monaten eine Ausbildung als Führungskraft angeboten. In den vier Jahren dort habe ich die Leidenschaft für Produkte gelernt. So nimmt man etwa in der Lebensmittelabteilung von IKEA kein Fischfilet mit nach Hause, sondern ein Stück Schweden. Es geht um die Leidenschaft, den Kunden so zu beraten, wie man selbst beraten werden möchte. Das soll die Veritas auszeichnen.
Jetzt gilt aber die Buchbranche als sehr schwierig, der Onlinehandel ist eine riesige Konkurrenz ...
Hofinger: Es gibt die Buchpreisbindung. Das müssen wir den Kunden wieder weit mehr bewusst machen. Ein Buch kostet über Amazon keinen Cent weniger als bei uns und ist ebenso schnell da. Mit Blick auf unseren Nachbarn, die Katholische Universität, denke ich an die Entwicklung einer App, über die man bei uns dann bestellen kann. Wir möchten in Linz und ganz Oberösterreich Ansprechpartner für Theologie und Philosophie sowie für liturgische Bücher bleiben.
Jetzt ist der Buchmarkt schon schwierig, der religiöse noch viel mehr ...
Hofinger: Da wird es auf die Beratung ankommen. Wenn Kunden für Erstkommunion oder Firmung Bücher suchen, dann sollen sie wissen, dass sie bei uns richtig sind. Die Veritas verbindet auch mit der Diözese eine gute Zusammenarbeit, ebenso mit vielen Pfarren. Ich bin sehr dankbar für das Entgegenkommen, das ich spüre, obwohl natürlich nicht die Diözese Verkäuferin des Unternehmens Veritas ist, sondern Vermieterin des Geschäftslokals. Der Diözese liegt aber an uns, und ich will alles tun, dass das weiterhin so ist.
Die Veritas steht auf zwei Standbeinen, auf dem Buchhandel und dem Kunsthandel ...
Hofinger: Das wird auch so bleiben. Wenn man ein Kreuz für die neue Wohnung braucht, Taufkerzen oder Hochzeitskerzen – dann muss den Kunden als Erstes die Veritas einfallen, weil man dort gut beraten wird, Auswahl hat und Qualität bekommt. Da ist in Linz und Oberösterreich absolut Platz für uns.
Was reizt Sie an Büchern?
Hofinger: Das Angreifen. Wenn ich ein Buch in der Hand halte und lese, hab ich das Gefühl, dass ich mitten im Buch drinnen bin.
Haben Sie eine Buchempfehlung?
Hofinger: Ich durfte den Autor und Priester Andreas Knapp einmal bei einer Lesung begleiten und bin von seinem Buch „Lebensspuren im Sand. Tagebuch aus der Wüste“ sehr fasziniert.
Was heißt die Übernahme für die 16 Angestellten?
Hofinger: Die meisten bleiben, jene die gehen, haben selbst eine Veränderung gewollt.
Wie geht es jetzt konkret mit der Veritas weiter?
Melanie Hofinger: Es ist jetzt ganz normaler Geschäftsbetrieb, ab 1. September 2018 beginnt der drei Wochen lang dauernde Abverkauf. In der letzten Septemberwoche ist für den Umbau geschlossen. Ich bin dazu mit einem Künstler in Kontakt, mehr will ich nicht verraten. Am 1. Oktober geht es mit der neuen Veritas los. Ich freue mich schon darauf.
Zur Person: Melanie Hofinger ist die neue Besitzerin der Kunst- und Buchhandlung Veritas in Linz. Die 25-jährige Unternehmerin lebt seit Kurzem in Asten, ihre kirchliche Beheimatung hatte sie als Kind und Jugendliche in der Linzer SolarCity gefunden. In der Pfarre Elia war sie Ministrantin und Jungscharführerin. „Dort habe ich Glaubensgemeinschaft erlebt“, betont sie.
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