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Welche Gefühle entstehen in der Akutphase einer Pandemie? Wie setzen die Menschen Verhaltensregeln um? Diese Fragen erforschten Christiane Eichenberg und Stefana Holocher-Benetka von der Sigmund Freud Privat-universität anhand einer Online-Umfrage, die sie von 22. bis 29. März durchführten. Über 2.000 Personen beantworteten die umfassenden Fragebögen. Da sie nicht ausgewogen ausgesucht, sondern nach dem Schneeballverfahren erhoben wurden, spricht man von einer nicht repräsentativen Befragung. Zwei Drittel der Teilnehmenden waren Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 32 Jahren, das Bildungsniveau war überdurchschnittlich. Dennoch zeigten sich in der Auswertung klar vier Gruppen, wie Menschen mit der Stresssituation der Krise umgingen.
Ein Drittel der Studienteilnehmenden gehörte zur positiven Gruppe: Sie schätzten das persönliche Erkrankungsrisiko gering ein und setzten die Präventionsmaßnahmen dennoch gewissenhaft um. Sie waren wenig ängstlich und hatten erfolgreiche Stressbewältigungsstrategien. Jede sechste Person, die die Fragebögen beantwortete, gehörte zu einer gleichgültigen Gruppe: Sie fühlte sich selbst wenig bedroht, machte sich wenig Sorgen um andere und setzte die geforderten Maßnahmen daher auch nur schlampig um.
Ein weiteres Drittel der Teilnehmenden fühlte sich persönlich bedroht und hatte zusätzlich Angst um andere. Diese ängstliche Gruppe setzte die Regierungsmaßnahmen gründlich um, konnte aber den durch die Krise entstehenden Stress nur schwer bewältigen. Das noch fehlende Sechstel war eine eher schwer einzuordnende Gruppe von Personen, die sich zwar persönlich bedroht fühlten, die Maßnahmen aber trotzdem nur mangelhaft umsetzten. Sie empfanden die Maßnahmen als extrem belastend und begegneten ihrer Unsicherheit, indem sie die Gefahr kleinredeten.
Ziel der Studie ist es einerseits, Vorhersagen machen zu können. So kann man anhand der vier Gruppen etwa prognostizieren, wer tendeziell wie viel reisen wird in der Urlaubszeit 2020. Eine Gruppe wird reisen und hohe Sicherheitsrichtlinien einhalten, eine Gruppe freut sich einfach über die Lockerungen und reist. Die nächste Gruppe fühlt sich von der raschen Rücknahme der strengen Maßnahmen überrumpelt und reist eher nicht. Die letzte Gruppe freut sich zwar über die Aufhebung der Einschränkungen, fürchtet sich aber vor der zweiten Welle, kommt also in die „Zwickmühle“.
Andererseits finden die Studienautorinnen Eichenberg und Holocher-Benetka in den Ergebnissen auch Hinweise darauf, wie sich die psychologische Belastung der Menschen in den kommenden Monaten weiterentwickelt. Der hohe Stressfaktor zur Zeit der strengsten Ausgangsbeschränkungen macht sich nämlich bei vielen erst drei bis sechs Monate später bemerkbar. Ob jemand psychische Belastungsfolgen entwickelt oder nicht, hängt von den Vorbelastungen, von Persönlichkeitsmerkmalen und von der Umwelt ab, in der die Person lebt.
„Wir müssen uns im Gesundheitssystem darauf einstellen, dass sich Stress- und Belastungsfolgen zeitversetzt zeigen werden“, sagt Christiane Eichenberg, Leiterin des Instituts für Psychosomatik an der Medizinischen Fakultät der Sigmund Freud Uni. „Es wird keine psychische Pandemie folgen, aber es gibt eine gefährdete Gruppe.“ Wenn etwa Schlafstörungen oder außergewöhnliche Stimmungsschwankungen auftreten, ist es wichtig zu wissen, dass es sich um eine Folge der Krise handeln könnte, und sich Hilfe zu holen.
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