„Wie fromme Beter strömen sie von allen Seiten herbei – zu dem Tempel, in dem einige heilige Kühe unters Volk geworfen werden. (...) Der ,Oberpriester‘ der Wohnungsgenossenschaft erscheint. Majestätisch. Im Bewußtsein seiner kostbaren Mitbringsel – und auch wenn die Wohnungen noch nicht mehr als ein Stück Papier sind, so geht doch ein ehrfürchtiges Raunen durch die Menge.“
Mit diesen Worten beschrieb die Kirchenzeitung eine Szene bei der Vergabe von Genossenschaftswohnungen. Diese fand in einem Vortragssaal statt, der aufgrund der großen Zahl an Bewerber:innen komplett überfüllt war. In dem Artikel zitierte der Autor eine Untersuchung der Uni Linz, die in der oberösterreichischen Landeshauptstadt einen Fehlbestand von 4000 Wohnungen ergeben hatte.
Wobei beim Magistrat Linz sogar 9000 Wohnungssuchende registriert waren. „Es ist naheliegend: Wo keine Wohnungen sind, müssen welche gebaut werden.“ Die Herausforderung war aber schon damals, dass im Stadtgebiet zu wenig Bauflächen verfügbar waren. Ausnahmen davon waren der Stadtrand und die Nachbargemeinden von Linz. Teilweise wurde schon stark in die Höhe gebaut. In Leonding war man im Frühling 1974 etwa kurz vor der Fertigstellung der berühmten Hochhäuser am Harter Plateau, die Hunderten Familien eine neue Heimat boten, aber nicht zuletzt aufgrund sozialer Spannungen im Jahr 2003 wieder abgerissen wurden.
Ein großes Thema war im Jahr 1974 auch der hohe Preis für Miet- und Eigentumswohnungen. Magistrats-Wohnungsexperte Hans Lala kannte das Problem aus der Praxis: „Viele Leute nehmen dann zwar die Wohnung, sie haben aber immer die Sorge, wie lange sie die Miete bezahlen können.“
Für einkommensschwachere Schichten sah er in der Sanierung und Aufstockung von Altbauwohnungen eine mögliche Lösung.
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