Am Donnerstag, 5. März, klingelte Ilona Pezenkas Mobiltelefon. Ihre Chefin war dran. Sie solle ab sofort nicht mehr an die Fachhochschule kommen, an der sie unterrichtet. Denn eine ihrer Studentinnen könnte an Covid-19 erkrankt sein und hatte sie auf die Kontaktliste gesetzt. Allerdings sei das Testergebnis noch ausständig.
Ilona Pezenka bewahrte kühlen Kopf und ging zuerst einmal einkaufen. Für den Fall, dass sie in Quarantäne musste, wollte sie einen kleinen Vorrat für die vierköpfige Familie anlegen. Dann hieß es warten. „Im Radio hörten wir von einem Mann, der strengen Abstand von seiner Familie halten musste, weil er in Einzelquarantäne war. Darauf machten wir uns sicherheitshalber gefasst“, erinnert sich Christian Weismayer an die Zeit des Wartens. Dass die Quarantäne die ganze Familie betreffen könnte, damit rechnete niemand.
„Drei Tage später erfuhren wir, dass bei meiner Studentin tatsächlich das Corona-Virus gefunden wurde“, erzählt Ilona Pezenka die Fortsetzung der wahren Geschichte. Es war Sonntagfrüh. „Gibt es Symptome in Ihrer Familie?“, wurde sie am Telefon gefragt. Naja, ein wenig verkühlt wären sie eben, meinte sie daraufhin wahrheitsgetreu. „Dann stellen wir gleich vier Bescheide aus“, bekam sie zur Antwort, und damit war es besiegelt: In Quarantäne kam nicht nur sie, sondern auch ihr Mann Christian und die Kinder Alma und Paul. Was von beiden mehr Herausforderung ist – die Trennung einer Person vom Rest der Familie im selben Haushalt oder die Abschottung aller Familienmitglieder im Haus – das lässt sich schwer sagen. Danach fragte aber auch niemand. Ab jetzt waren sie Gefangene im eigenen Haus. „Wir haben noch Glück“, wirft Ilona Pezenka ein. „Wir haben Platz.“
Die ersten zwei, drei Tage wären die schwierigsten gewesen, blickt Christian Weismayer zurück. „Anfangs denkt man, jetzt wären halt zehn Tage Wochenende.“ Die Tage beginnen später und später, die Kinder gehen immer später ins Bett, auch die Erwachsenen bleiben ein wenig länger beim Fernseher als sonst. Das rächt sich aber am nächsten Vormittag. „Wir mussten uns zusammenreißen. Einen geregelten Tagesablauf einführen, auch wenn es nichts Geregeltes gab.“ Die nächste Erfahrung, die die Familie machte: Der Sonntag ist ein Tag wie jeder andere, wenn man ihn in den eigenen vier Wänden verbringen muss. Die Eltern entschieden sich bewusst, einen Unterschied zu machen und das Home-Office ruhen zu lassen. Inzwischen war ihr eigenes Testergebnis eingetroffen: Niemand trug das Corona-Virus in sich. Dennoch hieß es weiter durchhalten. Die Quarantäne muss eingehalten werden, bis 14 Tage nach dem Kontakt mit der erkrankten Person.
Ausgangsbeschränkungen gab es zu dieser Zeit noch keine in Österreich, nur Quarantäne bei begründetem Verdacht. Das Leben außerhalb ging weiter. Alma (9) vermisste ihre Schulfreundinnen, Paul (6) verpasste Kindergartenevents und Geburtstagsparties. Umso härter traf es sie, als sie in den Medien hörten, dass demnächst möglichst alle zuhause bleiben sollten. Kaum Befreiung von der Isolation, weiterhin keine Kontakte zu anderen Kindern. „Die Kinder streiten mehr als sonst“, stellen die Eltern fest. Und auch für sie selbst ist die Zeit eine Herausforderung. Beide lehren an einer Fachhochschule oder Uni, können auch zuhause arbeiten. Aber das geht nicht von selbst, wenn alle Familienmitglieder daheim sind. Auch die Eltern leben also nach Stundenplan, wechseln sich im Kinderdienst und Home-Office ab. „Aber die Kinder stehen plötzlich trotzdem da!“ Zum Glück erleben die beiden in dieser Situation keinen Leistungsdruck von den Arbeitgebern. Aber die Studierenden wollen ihr Semester nicht verlieren. Ilona Pezenka ist dankbar für die große Hilfsbereitschaft von außen. „Wir haben viel Positives erlebt!“
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