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Gemeinsam mit ihren Projektpartnerinnen vor Ort setzt sie sich für mehr Klimagerechtigkeit ein.
Kein Regen in Sicht. Parpati Chaudhary ist Bäuerin und gießt ihr mit Stroh bedecktes Feld, das dringend Wasser benötigt. Die traditionelle landwirtschaftliche Technik des Mulchens sorgt dafür, dass das Wasser nicht so schnell verdunstet.
So kann bei Trockenheit das gepflanzte Saatgut besser gedeihen. Das ist wichtig, denn Parpati lebt mit ihrer Familie in Kailali, einem Bezirk im Südwesten Nepals, der, wie das gesamte Land, stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen ist.
Kailali liegt in der subtropischen Tiefebene Nepals, Terai genannt. Da die Böden hier besonders fruchtbar sind, ist die Region dicht besiedelt und die Menschen leben vor allem von der Landwirtschaft – dem wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes, neben dem Tourismus. Der südasiatische Staat ist vielen durch den höchsten Berg der Erde, dem Mount Everest im Himalaya-Gebirge, bekannt.
Die Terai-Tiefebene ist die Heimat vieler ethnischer Gruppen, so auch der Tharu. In Kailali leben rund 320.000 dieser indigenen Minderheit, die besonders von Armut betroffen ist. Viele Jahre mussten sie als Schuldknechte für Großgrundbesitzer arbeiten, bis man dieses so genannte „Kamalari“-Systen 2013 offiziell abschaffte.
Entschädigt wurden die Tharus, wenn überhaupt, mit sehr kleinen Landflächen, auf denen sie das Nötigste nur für den eigenen Bedarf anbauen können. Manchen von ihnen bleibt nichts anderes übrig, als nach wie vor, jetzt aber legal, als Tagelöhner für Großgrundbesitzer zu arbeiten – mit minimalem Lohn.
Auch Parpati gehört der Gruppe der Tharu an. Auf ihrem kleinen landwirtschaftlichen Feld baut sie für sich und ihre Familie Mais, Reis, Weizen, Linsen und Senf an.
Wenn Produkte übrig bleiben, werden sie auf dem Markt verkauft. Doch unter den herausfordernden Bedingungen des Klimawandels zu arbeiten und von den Erträgen der Ernte zu leben, ist schwierig. Das Wetter habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert, so Parpati. Zum einen gibt es vermehrt viel zu starken Regen, der zu Überflutungen führt, so dass die Felder nicht mehr bepflanzt werden können. Zum anderen fällt in Jahreszeiten, wo es regnen sollte, weniger bis gar kein Niederschlag und es kommt zu Hitze und Dürren.
Durch diese Umstände gibt es mehr Schädlinge wie den Heerwurm, die Raupe einer Falterart, die großen Schaden an den Pflanzen verursacht. Zudem verbreitet sich das Unkraut stärker, das die Nutzpflanzen verdrängt. Nahrungssicherheit und Existenz sind somit immer wieder gefährdet. Verstärkt treten Mangelerscheinungen und Krankheiten durch unausgewogene Ernährung auf. Dazu kommt, dass Gesundheitseinrichtungen in den Dörfern fehlen und auch der Zugang zu Bildung kaum gegeben ist.
Da Nepal eines der ärmsten Länder der Welt ist, verlassen vor allem Männer das Land, um als Arbeitsmigranten in Indien und in Ländern des Nahen Ostens zu schuften. So sorgen sie für mehr Einkommen und mindern durch ihre finanziellen Rücküberweisungen an ihre Familien die vorherrschende Armut. Ihre Frauen bleiben zurück und rackern in der Landwirtschaft.
Um besser mit den problematischen Lebensbedingungen umgehen zu können, werden Tharu-Frauen in Kailali vom Social Work Institut (SWI), einer Partnerorganisation der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, unterstützt. So auch Parpati. SWI bietet vor allem ganzheitliche Basisprojekte an. Gefördert werden gemeinschaftsbildende, landwirtschaftliche, gesundheits- und frauenspezifische Themen.
Der Schwerpunkt liegt in einer agroökologisch ausgerichteten Landwirtschaft, die biologisch, klimaresistenter und gesünder ist und somit die Lebenssituation der Frauen verbessert. „Die Tharus sind eine an den Rand gedrängte, benachteiligte Gruppe innerhalb Nepals. Darum ist es so wichtig, sie zu fördern, zu unterstützen, ihnen Trainings anzubieten und sie in landwirtschaftlichen Kooperativen zu vernetzen“, sagt Sunita Chaudhary.
Die 36-Jährige ist Agrartechnikerin beim SWI. Während sie noch studierte, lernte sie verschiedene landwirtschaftliche Methoden kennen. Lokales, traditionelles Saatgut war damals teilweise schon in Vergessenheit geraten. Also setzte sich Sunita nach ihrem Studium dafür ein, es zu sammeln, aufzubewahren und damit unter Einsatz organischer Düngungs- und Kompostmethoden zu experimentieren. Mit Erfolg. Durch die Verwendung lokaler Erdäpfelsamen konnte sie den Ertrag von 10 Kilo auf 20 Kilo Erdäpfeln verdoppeln. Das hat natürlich Nachahmer gefunden.
Derzeit gibt es fünf Kooperativen in Kailali, auf denen bisher 2000 Tharu-Frauen die Umstellung auf ökologische und damit umweltschonende Landwirtschaft lernen. Dabei werden sie angehalten, auf chemische Düngemittel, Pestizide und Hybridsaatgut, das nicht selbst vermehrt werden kann, zu verzichten, erzählt Sunita.
„Stattdessen verwenden sie nach altem traditionellem Wissen lokales, klimaresistenteres Saatgut, das mehrere Male eingesetzt werden kann, setzen landwirtschaftliche Techniken wie das Mulchen und Kompostieren ein, lernen, wie man biologischen Dünger herstellt und welche Vorteile Mischkulturen haben. All das ermöglicht ihnen, mehr Produkte zu ernten und damit auch etwas Geld anzusparen.“
Ganz nach Tradition wird Saatgut auch in alten Tonkesseln aufbewahrt. Gelagert werden können in den so genannten Dheris bis zu 500 Kilo Reis. Eine langfristige Lagerung ist wegen der konstanten Temperatur im Dheri optimal gegeben. Das SWI organisiert zudem Messen, wo die Landwirtinnen untereinander ihr Saatgut tauschen können.
„So brauchen sie es nicht mehr kaufen und sie sind unabhängiger“, sagt Sunita. Möglich ist auch, über die Kooperativen Kredite zu niedrigeren Zinsen zu erhalten. Parpati und viele andere Frauen aus Kailali sind glücklich über die vielen Vorteile der ökologischen, klimaresistenteren Landwirtschaft und blicken trotz großer Herausforderungen hoffnungsvoller in die Zukunft.
Dieser Text entstand in Kooperation mit der Katholischen Frauenbewegung – Aktion Familienfasttag
Jedes Jahr während der Fastenzeit wirbt die „Aktion Familienfasttag“ der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) mit Benefizsuppenessen um Spenden für rund 70 geförderte Hilfsprojekte der kfbö in aller Welt.
Im Fokus der diesjährigen Kampagne der größten Frauenorganisation des Landes steht das Thema „Gemeinsam für mehr Klimagerechtigkeit“ und das Schwerpunktland Nepal, wo die Auswirkungen der Klimakrise besonders spürbar sind.
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