Innehalten, sich und seine Bedürfnisse bewusst wahrnehmen, in der Gegenwart präsent sein: Das bedeutet Achtsamkeit. Der Begriff ist derzeit in aller Munde, doch wie funktioniert das genau?
Das Katholische Bildungswerk Oberösterreich – Treffpunkt Bildung bietet einen Lehrgang an, bei dem Interessierte genau das herausfinden können. „Die meiste Zeit verbringen wir in einem Modus der Geschäftigkeit“, sagt Lehrgangsleiterin Michaela Stauder.
„Wir gehen einer Arbeit nach, machen den Haushalt, arbeiten im Garten und so weiter. Es ist wichtig und tut gut, dazwischen bewusst Pausen einzulegen. Es geht darum, die Gedanken zur Ruhe zu bringen und über sich selbst zu reflektieren. Leider scheuen wir uns oft davor, so auf uns selbst zurückgeworfen zu sein und suchen uns deshalb Ablenkung, zum Beispiel in den sozialen Medien.“
Achtsamkeit spiele in allen spirituellen Traditionen eine Rolle, bei uns sei das jedoch ein wenig in Vergessenheit geraten. Im Lehrgang werde deshalb bewusst ein Bezug hergestellt zwischen Achtsamkeit und dem Christlichen. „Es ist kein Wellnessprogramm, sondern ein spiritueller Weg. Man tritt in Kontakt mit sich selbst und der göttlichen Dimension“, betont Stauder.
Mit Qi Gong, meditativen Übungen in Bewegung und Ruhe sowie Achtsamkeitsübungen in der Natur begeben sich die Teilnehmer:innen auf diesen Weg, um in den Modus des Seins zu kommen. „Das braucht einigen Mut und geht nicht von heute auf morgen“, räumt Stauder ein.
„Es ist eine Herausforderung, die nicht immer nur angenehm ist. Manchmal tauchen dabei Gefühle auf, mit denen wir uns nicht so gerne auseinandersetzen wollen.“ Das Ziel sei, alle Gefühle wahrzunehmen und sie zuzulassen. „Dieses ‚Einfach-nur-da-Sein‘, eine bewusste Pause einlegen kann zu einem intensiveren Leben führen“, sagt Stauder. Die langsamen Bewegungen des Qi Gongs würden speziell gestressten Menschen helfen, ihr Gedankenkarussell zur Ruhe zu bringen.
Eine der Absolvent:innen des Achtsamkeitslehrgangs des KBW OÖ berichtet Folgendes: „Gedanklich gibt es ein Leben vor dem Lehrgang und eines danach. Und auch wenn ich noch sehr am Üben und Lernen bin (und wahrscheinlich nie damit aufhören werde), fallen mir immer wieder größere und kleinere Änderungen auf. In den meisten Fällen kann ich Schweres leichter annehmen und ich konnte eine gewisse Grundgelassenheit entwickeln.“
Eine klassische Achtsamkeitsroutine habe sie zwar noch nicht etablieren können, dafür wende sie in immer mehr Alltagssituationen kurze Übungen zwischendurch an. Ziel des Lehrgangs ist es unter anderem, dass die Absolvent:innen das Gelernte auch in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld anwenden.
„Er ist daher besonders an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen in den Pfarren, Menschen in pädagogischen oder sozialen Berufen und Erwachsenenbildner:innen gerichtet“, sagt Stauder.
Infotag für den nächsten Kurs ab Herbst: Fr., 12. 5., 15–19:00 Uhr, Pfarre St. Franziskus Wels, St. Franziskus-Str. 1, 4600 Wels
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