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„Erst kürzlich sagte ein Patient zu mir: ,Da sind ja lauter alte Leute.‘ Dabei war er mit neunzig der Älteste in der Runde!“ Wenn er an diese Begebenheit denkt, lacht der Geriatrie-Spezialist Peter Dovjak. Seine Erfahrung bestätigt, dass Menschen in unserer Gesellschaft deutlich länger fit sind, als dies noch vor zwanzig oder dreißig Jahren der Fall war. Die Statistik zeigt, dass in Österreich die Lebenserwartung in sehr guter oder guter Gesundheit bei Männer bei 65,9 Jahren und bei Frauen bei 66,6 Jahren liegt. Tendenz steigend. Heutzutage will man ganz bewusst die Freiheiten des Alters nutzen, Krankheit, Demenz und Pflege nach Möglichkeit lange hinauszögern oder ganz vermeiden. „Alle Menschen verfügen als Kern über eine genetische Grundausstattung. Und darüber hinaus haben wir die Selbstbestimmung als Schale. Sie kann und soll dafür sorgen, dass wir uns ausreichend bewegen, gut ernähren, gesundheitliche Vorsorge betreiben und soziale Kontakte pflegen. Das sind die wesentlichen Faktoren, um gesund alt zu werden“, fasst der Arzt Peter Dovjak zusammen.
Studien beweisen, dass ein gesunder Lebensstil viel zu einer höheren Lebenserwartung beitragen kann. „Wer nicht raucht, wenig Alkohol trinkt, nicht übergewichtig ist, sich gesund ernährt und Bewegung macht, wird gesünder alt. Bei Teilnehmerinnen einer englischen Langzeit-Studie betrug der Unterschied der Testgruppen 11,2 Jahre“, damit unterstreicht der Mediziner, wie wichtig es ist, auf sich zu achten. Und er setzt nach: „Es ist nie zu spät dafür!“ Zur Eigenverantwortung gehören auch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, die tendenziell mehr von Frauen als von Männern in Anspruch genommen werden.
Neben der körperlichen Fitness tragen soziale Kontakte ganz wesentlich zur Gesundheit bei. Hier betont Dovjak die positive Rolle der Kirche. „Es ist eine Errungenschaft der Kirche, jeden Menschen gleich anzunehmen und nicht auszugrenzen. Das Einbinden in eine Gemeinschaft hilft gegen soziale Isolation. Und die vielen Ehrenämter – auch in der Kirche – sind Aufgabe und Motivation. Das gibt besonders älteren Menschen das Gefühl, gebraucht zu werden.“ Es ist bekannt, wie sehr Einsamkeit und Isolation der Gesundheit zusetzen. Antrieb und Lebensfreude nehmen ab, dies bewirkt wiederum weniger Bewegung und in der Folge Muskelschwäche und Unsicherheit. Eine Abwärtsspirale, die durch soziale Kontakte durchbrochen werden könnte. Der Mediziner sieht hier die Politik, aber auch etwa die Architektur gefordert. „Ein Leben von Jung und Alt in Kleingruppen wäre eine wünschenswerte Möglichkeit.“
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