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„Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist weg und dahin; die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turteltaube lässt sich hören in unserm Lande“ heißt es in der Bibel-Übersetzung von Martin Luther im Hohelied der Liebe.
Der Frühling regte schon vor tausenden Jahren zum Lobpreis an. Viele Dichter:innen – von Kurt Tucholsky über Betty Paoli, Nikolaus Lenau bis Amanda Ullmann – priesen die Jahreszeit der milderen Temperaturen und erblühenden Natur. Heute wird das Wort Lenz vor allem in Gedichten und Liedern verwendet.
Das mittelhochdeutsche Wort „lenze“ leitet sich von „lang“ ab. Gemeint sind damit die länger werdenden Tage ab März. Der Monat März hatte früher den Namen Lenzmonat oder Lenzing. Irgendwann im 15. Jahrhundert verdrängte dann der „vrüelinc“, in dem das Wort „früh“ steckt, den „Lenz“ und setzte sich als Bezeichnung für die erste Jahreszeit durch. Es hat wohl auch ein herbstliches Pendant gegeben: den Spätling. Diese Bezeichnung blieb nicht erhalten.
Der März wurde lange Zeit als „Lenzmonat“ oder „Lenzmond“ bezeichnet. Letzteres verweist auf Ostern, denn das christliche Frühlingsfest richtet sich nach dem ersten Frühlings-Vollmond. Erst mit der Einführung des römischen Kalenders durch Karl den Großen wurde aus dem Lenz der römische inspirierte „Märzen“.
Sehr wenige Menschen tragen den Nachnamen Frühling, während Lenz durchaus weitverbreitet ist. In Österreich leben 3.571 Personen mit diesem Nachnamen.
Die Beinamen, die später zu Familiennamen wurden, entstanden im Mittelalter vor allem aus fünf Quellen: dem Beruf, der Herkunft, einer Eigenschaft, dem Wohnort oder dem Namen von Vater oder Mutter.
Als sich das Wort Frühling im 15. Jahrhundert durchzusetzen begann, war die Bildung der Familiennamen schon weitgehend abgeschlossen.
Die Naturalwirtschaft des feudalen Mittelalters erklärt die Verwendung von Jahreszeiten für Nachnamen: Wer im Winter Vieh an die Herren ablieferte, erhielt den Beinamen Winter. Wer Feldfrüchte im Sommer lieferte, wurde Sommer genannt. Wer nichts übrig hatte, leistete Frondienste bei der Arbeit im Frühling, im Lenz.
Der Lenz kann auch schlau, ruhig, lau oder faul sein. Die Redewendung „sich einen Lenz machen“ bedeutet, eine leichte Arbeit oder Spaß zu haben.
Der „faule Lenz“ hat aber mit dem Lenz im Sinne des Vornamens Lenz (Kurzform von Laurentius) oder Lenz (Frühling) nichts zu tun. Er ist einfach eine lautliche Umdichtung des Verbs faulenzen, die es seit dem späten Mittelalter gibt.
Im Laufe der Zeit wurden Verbindungen zur Jahreszeit Frühling hergestellt: Phänomene wie Frühjahrsmüdigkeit oder Freude und Übermut stünden einer geregelten Arbeit im Weg. Wenn einen „der Lenz drückt“, dann ist damit keine Umarmung gemeint, sondern eben die Frühjahrsmüdigkeit.
Lenz ist auch ein Vorname – eine Kurzform von Lorenz oder Laurenz, entstanden aus dem altrömischen Laurentius. Der Name Lenz kann auch mit „der Lorbeerbekränzte“ im Sinne eines siegreichen Helden übersetzt werden, da der Ursprungsname Laurentius mit dem lateinischen Wort laurus für Lorbeer in Verbindung gebracht wird.
Das Wort Lenze ist eine alte Bezeichnung für Lebensjahre. Früher hieß es „Er zählt 18 Lenze“. Auch in der Sprache der Seeleute gibt es das Wort „lenzen“. Es bedeutet, dass das Boot oder Schiff von eingedrungenem Wasser befreit, leergepumpt, wird. Der Ursprung dieses Begriffs ist ungewiss.
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