Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Warum das Alte Testament nicht veraltet ist, in welchen liturgischen Texten antijüdische Spuren liegen und was man dagegen tun kann – das und mehr vermittelt das 47. Symposion der Liturgischen Kommission für Österreich am 29. und 30. September.
Wenn in der Osternacht das Lob der Osterkerze verklungen ist, löschen die Gläubigen ihre Kerzen aus und setzen sich. Darauf folgen drei bis sieben alttestamentliche und zwei neutestamentliche Lesungen. In vielen Pfarrkirchen wird die dazugehörige Lichtsymbolik zwar stimmungsvoll, aber falsch eingesetzt, erklärt Christoph Freilinger vom Österreichischen Liturgischen Institut.
Wenn nämlich die Lesungen des Alten Testaments bei Dunkelheit und Kerzenschein vorgetragen werden, die Texte aus dem Neuen Testament jedoch in der hell erleuchteten Kirche, dann legt das eine unterschiedliche Bewertung der Schriftstellen nahe. Doch „das Alte Testament ist nicht der überwundene Kontrast zum Neuen Testament, sondern Bestandteil der Heilsgeschichte“, wie Christoph Freilinger erklärt. Das sollte sich in der Liturgie zeigen. Auch andere „problematische Deutungsmuster, wie die stereotype Negativzeichnung der Pharisäer, sollten kritisch hinterfragt werden“. Für Missverständnisse wie diese wird das 47. Symposion der Liturgischen Kommission für Österreich sensibilisieren, stellt Christoph Freilinger vom Organisationsteam in Aussicht. Positiv betrachtet geht es darum, „welch großes Potenzial die Kraft der jüdischen Wurzeln für Christinnen und Christen entfalten“.
Das Ziel des Symposions ist nicht nur eine theologische Korrektur, sondern eine neue Achtsamkeit: im Religionsunterricht, in der Predigt, in der Musik, im liturgischen Handeln. Die Teilnehmenden sollen entdecken, wie sehr das Christentum von seinen jüdischen Wurzeln lebt – und wie es gerade in dieser Verbundenheit geistlich reicher wird. Willy Weisz, Vizepräsident im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, wird als jüdischer Beobachter das Symposion begleiten und am Ende seine Sicht einbringen, um den Dialog zu vertiefen.
Neben den inhaltlichen Impulsen gibt das Organisationsteam auch den Begegnungen Raum, die sich abseits der Vorträge und Workshops als wichtiger Bestandteil der Tagung ergeben. Oft sind es Gespräche in den Pausen, die Denkanstöße geben und persönliches Wachstum ermöglichen. So will das Symposion nicht nur Wissen vermitteln, sondern einen Prozess anstoßen: hin zu einer Liturgie, die im Bewusstsein ihrer jüdischen Wurzeln gefeiert wird – kritisch gegenüber Verzerrungen, offen für die spirituelle Tiefe und achtsam gegenüber der bleibenden Berufung Israels.
Die Liturgische Kommission für Österreich lädt jedes Jahr zu einem Symposion mit unterschiedlicher thematischer Ausrichtung. Die Kommission selbst ist eine Einrichtung der Bischofskonferenz und vereint Fachleute aus allen österreichischen Diözesen, Liturgiewissenschaftler:innen, Vertreter:innen des Bibelwerks, Kunstsachverständige sowie weitere Expert:innen. Den Vorsitz hat der St. Pöltner Weihbischof und für die Liturgie zuständige Referatsbischof Anton Leichtfried inne.
Auch der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer wird am Symposion teilnehmen, den Eröffnungsvortrag hält der Jesuit und Judaist Christian Rutishauser. Martin Jäggle, Präsident des österreichischen Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, ist wesentlicher Impulsgeber für diese Tagung. Die praktische Organisation läuft über das Österreichische Liturgische Institut mit Sitz in der Salzburger Erzabtei St. Peter.
Das Thema Liturgie und Judentum wurde bereits vor drei Jahren festgelegt – doch wirkt die Wahl heute aktueller denn je. Nicht nur die Erinnerung an das Konzilsdokument „Nostra aetate“, sondern auch die gegenwärtigen Spannungen im politischen und religiösen Diskurs verleihen dem Thema des Symposions besondere Dringlichkeit.
Mo., 29.9. bis Di., 30.9. 2025 | St. Virgil/Salzburg
47. Symposion der Liturgischen Kommission
„Gepriesen sei der G'tt Israels“
Einerseits geht es bei dem Symposion um die Kraft der jüdischen Wurzeln im Christentum, andererseits um antijüdische Spuren in Liturgie und Verkündigung. Beides wird in Vorträgen, Workshops und im Austausch reflektiert.
Die Teilnahme ist kostenlos, nur Unterkunft und Verpflegung sind zu bezahlen.
Information und Anmeldung unter: liturgie.at
Eingeladen sind alle in Pastoral und Schule Tätigen, Seelsorger:innen, Liturgieverantwortliche und alle Interessierten.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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