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Das Fest wurde vom jüdischen Passahfest abgeleitet, denn wie die Evangelien berichten, wurde Jesus nach dem Passahmahl verhaftet und hingerichtet. Schon im Jahr 325 wurden sich Theologen darüber einig, nämlich beim Konzil in Nicäa.
Geht man ins Detail, muss man feststellen, dass dieser Beschluss nicht eindeutig genug war. Der Vollmond steht außer Zweifel und kann astronomisch exakt berechnet werden. Aber der Frühlingsbeginn ist variabel, die Tag- und Nachtgleiche kann zwischen dem Vormittag des 19. März und dem Nachmittag des 21. März stattfinden. Offen bleibt auch die Frage, ob man die Zeitzone des Nullmeridians in Greenwich oder aus religiösen Gründen jene von Jerusalem heranzieht. Da machen drei Stunden schon einen entscheidenden Unterschied aus.
Im 16. Jahrhundert versuchte der Mathematiker und Jesuitenpater Christophorus Clavius, Klarheit zu schaffen. Seine Formel war allerdings zu kompliziert. Wirklich praktikabel und auch noch heute – leicht abgewandelt – in Verwendung ist das Gauß‘sche Modell: Im Jahr 1800 legte Carl Friedrich Gauß zur Berechnung des Osterdatums kurzerhand den Frühlingsbeginn mit 21. März fest. Astronomische Bandbreite hin oder her. Dieser Geniestreich führt in einem Jahr wie 2019 allerdings dazu, dass Ostern tatsächlich am 21. April gefeiert wird, während es nach astronomischer Berechnung schon am 24. März zu feiern gewesen wäre. Der Vollmond am 21. März wird nach Gauß noch als Wintervollmond gezählt. Astronomisch gesehen lag der Frühlingsbeginn heuer aber schon am 20. März, besagter März-Vollmond wäre demnach also der erste Frühlingsvollmond gewesen.
Eine solche Abweichung wird „Oster-Paradoxon“ genannt und wird das nächste Mal im Jahr 2038 auftreten.
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