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Ein Leser, „S.“, kommt in einem Artikel ausführlich zu Wort. Er schildert zunächst die Bedeutung „Sonntagsruhe“ und „Sonntagsheiligung“. Und er hält es für ganz wesentlich, dass die Gestaltung des Samstagabends entscheidend sei als Vorbereitung auf die Sonntagsruhe: „Bei uns daheim mußte einfach Zeit sein für den Samstagrosenkranz. Alles Übrige trat zurück. Und die Mutter war mit dieser Einrichtung sehr zufrieden, denn da konnte sie sich am Samstag um halb 8 Uhr hinsetzen und Schluß machen. Wäre diese abendliche Besinnung nicht gewesen, hätte es sicherlich bis 11 Uhr nachts Arbeit gegeben.“ Beim nächsten Absatz muss man doch herzlich schmunzeln, „S.“ macht sich nämlich Sorgen, wie man bis halb 8 die Kinder baden und herrichten kann: „Nun, liebe Leser, wir baden die Kinder schon am Freitagabend. Das geht im Sommer zwar nicht, denn da sind sie am Sonntag wieder [staubig]. Aber im Herbst geht es, auf alle Fälle in der Adventzeit.“
„S.“ schließt mit diesem Aufruf: „Ein Wort an die Männer! Der Sonntag ist für die Mütter anstrengender als ein Wochentag. Sie hat ihre ganze Arbeit im Haushalt, vor allem das Kochen und die Betreuung der Kinder. An diesem Tag muß sie sich die Zeit abstehlen für den Sonntagsgottesdienst. Geben wir ihr doch gerade deshalb den Samstagabend!“ – So sprach also der Herr des Hauses anno 1958 und zündete sich genüsslich eine Zigarette an.
November 1958 war auch die Zeit, als Papst Johannes XXIII. an die Spitze der katholischen Kirche trat. Dazu zitierte das Linzer Kirchenblatt Stilblüten aus Kinderaufsätzen. „Vor dem Einzug in das schmucke Peterskirchlein blieb allen vor Überraschung der Mund offen.“ – „Der neue Papst ist 1881 aus einem einfachen Bauernhaus entsprungen.“ – „Wie alles vorbei war, zog sich der Papst voller Heiligkeit zur wohlverdienten Ruhe in seine Kammer zurück.“
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