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Querulanten oder Ruhestörer sind es also, die heutzutage etwas anzetteln. Und man fragt sich: „Was hat jemand, der einen Streit oder eine Schlägerei anstiftet, mit Zetteln zu tun?“
Anzetteln. Vor langer Zeit hatte das Wort eine ganz andere Bedeutung und es waren brave Handwerksleute, die etwas „anzettelten“. Denn die Redewendung kommt aus der Handwerkszunft der Weber. Sie nannten die Längsfäden eines Gewebes Zettel und am Beginn einer jeden Webarbeit stand das „Anzetteln“, das Spannen der Längsfäden. Man nimmt an, dass dies aus dem mittelhochdeutschen „zet(t)en“ (ausbreiten) abgeleitet wurde.
Das Wort „anzetteln“ im übertragenen Sinn wurde nicht immer negativ gebraucht, doch Redewendungen wie „ein Heil anzetteln“ sind längst nicht mehr gebräuchlich. Übrig geblieben sind die Verbindungen mit Streit, Schlägerei oder gar Krieg.
Verzetteln. Noch einmal zurück zum Weber: Es war keine leichte Aufgabe, die Zettel ordentlich zu spannen. Die Fäden waren meist lang und da konnte es schon vorkommen, dass man sich beim Spannen „verzettelte“. Damit meinte man, dass die Zettel durcheinander gerieten und sich ineinander verhedderten. Heute spricht man von „verzetteln“, wenn man nicht konzentriert bei einer Arbeit bleibt und man sich – etwa bei einem Vortrag oder einem Text – von einem Gedanken zum nächsten spinnt.
Spinnen. Um hier gleich ein praktisches Beispiel vom Verzetteln zu liefern, könnte man sich nahtlos mit dem Wort „spinnen“ näher befassen. Es wird nach wie vor im ursprünglichen Sinn des Textilhandwerkes verwendet. „Der/die spinnt“ ist aber gleichzeitig auch längst Synonym dafür, dass jemand in irgendeiner Weise anders ist – vielleicht komisch oder gar verrückt. Weswegen man allerdings keinesfalls einen Streit anzetteln sollte.
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