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Je mehr Zeit mit Covid-19 verbracht wird, desto präsenter ist es in den Gedanken. Daher ist es wichtig, sich auch „Auszeiten“ zu nehmen und mit jemandem bewusst über andere Themen zu sprechen. „Gerade jetzt braucht es auch Zeiten, in denen man von Sorgen abgelenkt wird, um sich zu beruhigen. Ständiger Stress durch Ängste kann sich negativ auf das eigene Immunsystem auswirken“, rät Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ.
Angst, Beklemmung, der Zwang auf gewohnte Dinge zu verzichten und den Tagesblauf zu ändern – all das löst Ohnmachtsgefühle aus. „Das ist eine ganz normale Reaktion, die wir aus der Krisenintervention kennen. Wir haben gerade eine nicht normale Situation. Das Coronavirus begegnet uns als unvertraute Bedrohung, die wir nicht sehen, nicht riechen und nicht schmecken können. Das löst Unsicherheit aus“, weiß Breitwieser. Umso mehr ist es wichtig, in dieser Situation nicht in eine Angststarre zu verfallen. Besser ist es, die eigenen Ängste zu bearbeiten, indem man sie mit jemanden teilt und gemeinsam herausfindet, wie man konkret tätig werden kann. Das stärkt die Selbstwirksamkeit. Energie wird der Angst entzogen und dem Handeln zugeführt, die Angst reduziert sich.
Nun ist es nötig, trotz alledem einen funktionsfähigen Alltag aufrechtzuerhalten. Doch den meisten Menschen fällt es schwer, alleine mit sich zu sein. Das Gefühl der Einsamkeit ist niemandem unbekannt, von Zeit zu Zeit überkommt es wohl jeden. Ein kurzfristiger selbstgewählter sozialer Rückzug kann wohltuend sein, langfristige und verordnete Isolation macht krank. Das heißt, man braucht auch jetzt fixe Programmpunkte. Aufgaben, denen man sich stellen und Dinge, die man abarbeiten kann. Günstig wäre es, die ganz „banalen“ Dinge des Alltags wieder zu entdecken: kochen, basteln, malen, gärtnern, lesen, schreiben oder spazieren gehen.
Und man braucht sozialen Kontakt per Telefon, Mail oder Chat.
Bei der TelefonSeelsorge drehen sich aktuell rund 90 Prozent der Anrufe um die Pandemie. Zusätzlich wird der Sofortchat der TelefonSeelsorge als Unterstützung für die Menschen in dieser Krisensituation ab sofort täglich von 18 bis 20 Uhr geöffnet sein. „Im geschützten Chatroom finden Ängste und Sorgen Raum. Das Angebot ist aus ganz Österreich kostenlos, anonym und vom eigenen Wohnzimmer aus erreichbar. Die geschulten Chatberater/innen bieten Entlastung bei Ängsten und helfen bei der Suche nach Wegen zur Angstreduktion. Für Menschen, die unter der zunehmenden Isolation leiden, bieten die Berater/innen ein menschliches Gegenüber, Kontakt, sowie Unterstützung bei der Suche nach Alternativen zur Gestaltung des Alltags und der zwischenmenschlichen Kontakte.“
TelefonSeelsorge. Österreichweit.
Rund um die Uhr.
Notruf 142
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