REZEPT_
Egal, ob eine junge Familie mit den (Schwieger-)Eltern im selben Haus lebt oder kilometerweit voneinander getrennt: Eltern bleiben Eltern – auch wenn die Kinder erwachsen sind und selbst Kinder bekommen.
Und weil unterschiedliche Generationen viele Dinge unterschiedlich sehen, betrifft das auch die Erziehung von Kindern. Großeltern zu haben, kann für Kinder eine große Bereicherung sein. Oma und Opa haben Zeit für die Kinder, wenn sie mit ihnen zusammen sind. Die müssen meist nicht nebenher andere Dinge erledigen. Oft wollen sie etwas nachholen, was mit den eigenen Kindern nicht möglich war, weil Zeit und Geld gefehlt haben.
Für Eltern kann es eine große Entlastung sein, wenn sie ihre Kinder gut aufgehoben wissen und die kinderlose Zeit anderweitig nutzen können.
Und dennoch birgt gerade diese Beziehung auch Konfliktpotenzial, angefangen von: „Meinst du nicht, dass ein Jackerl noch gut wäre?“ bis zu „Machst du dem erkälteten Kind eh einen Kamillentee?“
Viele junge Eltern verdrehen die Augen, wenn gut gemeinte Ratschläge von eigenen Eltern kommen. Wenn die Tocher mit „Ja eh, Mama“, antwortet, kann sich die junge Oma auskennen, dass sie eine Grenze überschritten hat.
Auf der anderen Seite gibt es junge Mütter und Väter, die ihre Eltern um Rat fragen, wenn sie im Umgang mit ihren Kindern unsicher sind. Wie so oft hängt die Frage nach dem mehr oder weniger Mitreden bei der Erziehung der Enkel davon ab, wie die Beziehung der Eltern zu ihren erwachsenen Kindern ist.
Wenn die Generationen offen miteinander reden können, wird das auch in diesem Lebensbereich so sein. Meistens funktioniert das leichter, wenn die (Groß-)Eltern weiter weg leben oder wenn es die eigenen Eltern sind und nicht die Schwiegereltern. Manchmal ist es für die Großeltern schwierig, weil die eigenen Kinder die Kinderpflege und -erziehung anders machen, als sie es selbst gewohnt waren. Vielleicht passt es nicht zu ihrem Bild von „so macht man das richtig“.
Wenn es jungen Müttern und Vätern zu viel wird, wie ihre Eltern sich einmischen, ist es am besten, das offen anzusprechen. Dass das den Beteiligten oft schwerfällt, hängt damit zusammen, dass jede Familie ihre eigene Familienkultur lebt. Jede Familie geht anders mit Konflikten um, die einen reden gleich und womöglich auch lautstark über auftauchende Probleme, in der anderen Familie gehen sich die Mitglieder lieber aus dem Weg und hoffen, dass sich der Konflikt „von selbst“ löst.
Darum lautet der erste Tipp von Lebens- und Sozialberater Klemens Hafner-Hanner: „Mit den eigenen Eltern redet man leichter, Probleme sollte man deshalb auch mit den eigenen Eltern ausreden und nicht mit den Schwiegereltern.“
Der Vater der Kinder redet also mit seinen Eltern, die Mutter mit ihren. „Da drücken sich oft noch viele Väter vor dem Konflikt mit der eigenen Mutter“, weiß Hafner-Hanner, der das Referat für Beratung der Abteilung Beziehung, Ehe und Familie der Diözese Linz leitet.
Für die Eltern ist es aber hilfreich, offen zu reden, denn die Verantwortung für die Kinder liegt bei ihnen. „Die Großeltern dürfen die Kinder genießen“, wie er es ausdrückt. „weil sie bei den Kindern sein dürfen und nicht müssen.“
Es gibt Themen, bei denen Eltern und Großeltern nicht zusammenkommen. Das kann sein, wenn etwa die Mutter überzeugt vegan lebt und das für ihre Kinder möchte, die Oma aber überzeugt ist, dass Kuhmilch und Ei sein müssten, damit Kinder gut gedeihen.
Andere Themen wie Bekleidung oder ob das Kind barfuß laufen oder auf Bäume klettern darf, haben oft mit unterschiedlichen Weltbildern zu tun oder der eigenen Geschichte – der eigenen Erziehung oder eigenen Erfahrungen.
Manchmal hilft es, die Großeltern daran zu erinnern, dass sie selbst einmal Eltern waren und sie zurückschauen sollen, wie es ihnen mit den (Schwieger-)Eltern gegangen ist. Manchmal müssen sich die Großeltern auch zurücknehmen. Klemens Hafner-Hanner vergleicht das mit einer Hofübergabe: „Da überlasse ich nicht nur das Haus, sondern auch, wie damit umgegangen wird.“
Die Eltern wiederum können sich darauf besinnen, dass es ihre Aufgabe ist, eine positive Beziehung zwischen ihren Kindern und den Großeltern zu ermöglichen. Klemens Hafner-Hanner sieht so etwas wie ein „moralisches Recht“, dass Kinder ihre Großeltern erleben dürfen. „Vielleicht geht’s unter diesem Gesichtspunkt, Kompromisse zu finden“, schlägt der Sozialberater vor.
Es wäre zumindest traurig, wenn Eltern von den Kindern verlangen, die Großeltern zu meiden, weil sie selbst Konflikte mit ihren Eltern oder Schwiegereltern haben. Umgekehrt sollte es selbstverständlich sein, dass Großeltern nicht in Gegenwart ihrer Enkel über ihre Kinder oder Schwiegerkinder schimpfen.
Schließlich gibt es Bereiche, die weniger kritisch sind als andere, etwa miteinander spielen oder Ausflüge machen.
Oft sind die Eltern auch abhängig von den Großeltern, weil sie streckenweise die Kinderbetreuung übernehmen. Dann müssen die Eltern großzügiger damit sein, die Regeln der Großeltern zu akzeptieren. Wie immer gilt: reden, reden, reden. Grundsätzlich müssen Eltern kaum Angst haben, denn Kinder können gut unterscheiden, was bei den Großeltern geht und zu Hause nicht. Sie dürfen ihre Privilegien bei Oma und Opa genießen, etwa, dass es dort schneller ein Eis gibt.
Siehe dazu:
www.beziehungleben.at
REZEPT_
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>