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Paskai sprach im damals kommunistischen Ungarn von einem „zielführenden Dialog zwischen Staat und Kirche“. Der ungarische Staat habe ein großes Interesse an einer funktionierenden katholischen Kirche, sagte er und verblüffte damit die Interviewer. Paskai kritisierte Kardinal József Mindszenty. Dieser war eine zentrale Gestalt im kirchlichen Widerstand gegen die Kommunisten: Nach einem Schauprozess 1949 war Mindszenty als Primas von Ungarn unter anderem wegen „Spionage“ in Haft. Während des Aufstands 1956 konnte er sich in die US-Botschaft flüchten. Dort lebte er bis 1971, ging dann nach Wien ins Exil, wo er vier Jahre später starb. Laut Paskai im Interview hatte sich Mindszenty verrechnet, weil er den Kommunismus für eine vorübergehende Erscheinung hielt. Nun ja, drei Jahre nach dem Interview mit Paskai fiel der Eiserne Vorhang. Im selben Jahr räumte Paskai, mittlerweile Erzbischof von Esztergom-Budapest und Kardinal, den Vorsitz in der Bischofskonferenz. Erzbischof blieb er bis 2002. Mehrmals wurde ihm eine Nähe zum kommunistischen Regime vorgeworfen, darunter auch, dass er Informeller Mitarbeiter für den Staatssicherheitsdienst gewesen sei. Kardinal Paskai verteidigte den Dialog mit dem Regime. Das sei zum Wohle der Kirche gewesen, war sein Argument.
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