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Ausreichend Wasser zu trinken, regt den Stoffwechsel an, sorgt für eine funktionierende Verdauung und kann hohen Blutdruck senken. Besonders Menschen, die an Erkrankungen wie Diabetes, Gicht oder Herzschwäche leiden, sollten gut auf eine angemessene Trinkmenge achten, raten Expert/innen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM).
Eine zu geringe wie auch eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr können – je nach Gesundheitszustand – gleichermaßen schädlich sein. „Bei gesunden Menschen spricht nichts dagegen, sich im Großen und Ganzen auf das Durstgefühl zu verlassen“, sagt der Gastroenterologe Markus M. Lerch, DGIM-Vorsitzender und Ärztlicher Direktor am LMU Klinikum München. Dadurch würden sich meist automatisch die allgemein empfohlenen anderthalb bis zwei Liter ergeben, wobei „feuchte Nahrungsmittel“ wie Suppen, Obst und Gemüse durchaus mitgerechnet werden dürften, so der Experte.
Der menschliche Körper besteht zu rund 70 Prozent aus Wasser. Aufwendige Regelmechanismen sorgen dafür, dass diese Werte auch bei wechselnden Temperaturen und unterschiedlichen körperlichen Belastungen konstant bleiben. Zu den offensichtlichsten gehören die produzierte Harnmenge und das Durstgefühl. Bei älteren Menschen lasse gerade Letzteres deutlich nach, weshalb diese oft nicht auf die anderthalb Liter kommen würden. „Sie sollten sich deshalb ab und zu bewusst ein Glas Wasser einschenken“, sagt Lerch.
Ein dunkel gefärbter Urin sowie ein fester Stuhl und damit einhergehende Verstopfungsbeschwerden können Warnzeichen für einen Flüssigkeitsmangel sein. „Gerade an heißen Tagen kann sich der Flüssigkeitsmangel verschärfen und kritisch werden, was sich durch Herzrasen, Verwirrtheit und Kreislaufschwäche bis hin zur Ohnmacht äußert“, erklärt Georg Ertl, Internist, Kardiologe und Generalsekretär der DGIM. „Unter Dehydrierung leiden auch die Nieren, im schlimmsten Fall kommt es zum akuten Nierenversagen.“ Auch Menschen mit Diabetes werde zu einer leicht erhöhten Trinkmenge geraten, um die Zuckerausscheidung über die Niere zu unterstützen.
Den Umkehrschluss, dass man umso gesünder lebt, je mehr man trinkt, dürfe man nicht ziehen, sagt Ertl: „Bei gewissen Krankheiten können große Trinkmengen sogar schädlich sein. Das ist etwa bei Patient/innen mit fortgeschrittener Herzschwäche der Fall, bei denen zu viel Flüssigkeit das Herz über Gebühr belastet.“ Auch bei Nierenerkrankungen wie der chronischen Niereninsuffizienz kann es notwendig sein, die Trinkmenge zu verringern.
Der Flüssigkeitshaushalt ist zudem untrennbar verbunden mit dem Mineralhaushalt des Körpers, sagen Ertl und Lerch: „Und auch hier gilt: Wer zu viel trinkt, riskiert unter Umständen einen Mangel an Elektrolyten. Diese Gefahr besteht besonders dann, wenn gleichzeitig wenig oder gar nichts gegessen wird – wie es bei manchen Fastenkuren oder bei einer Essstörung der Fall sein kann.
„Auch Sportler und Sportlerinnen oder Menschen, die körperlich arbeiten und mit dem Schweiß viele Elektrolyte verlieren, können ihren Mineralhaushalt durch große Trinkmengen in Schieflage bringen“, sagt Ertl. Statt Leitungswasser sollte der Durst dann lieber mit einem gespritzten Saft oder einem alkoholfreien Bier gestillt werden. «
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