REZEPT_
Jedes Jahr um die Zeit mache ich mich auf die Suche nach einem neuen Terminkalender für das folgende Jahr. Wenn ich dann ein Buch gefunden habe, das mich die kommenden zwölf Monate begleiten soll, verspüre ich ein Bedürfnis, den Kalender noch mit irgendeiner Karte, einem Bild oder einem Spruch zu versehen – so, dass ich ihn gerne in die Hand nehme, ihn aufschlage und mich dieses kleine, oft unauffällige Etwas an Besonderheiten oder Wesentliches erinnert.
Ein Aufkleber – mehr nicht. Dieses Jahr war es ein kleiner Aufkleber mit der Frage: „Warum eigentlich nicht?“ Einfach, unbedeutend, fast unscheinbar wirken die Worte. Erst auf den zweiten Blick verlieren sie ihre Banalität und gewinnen an Bedeutung – zumindest in meinem Kalender! Wenn ich nämlich in der alltäglichen Geschäftigkeit meinen Kalender aufschlage, dann sind es diese drei Worte, die wenigstens für eine kurze Unterbrechung sorgen und mich erinnern: Warum eigentlich nicht … diesen wohltuenden Spaziergang einplanen, … einen Tag einfach für mich reservieren, … an einem terminreichen Arbeitstag auch einen Platz für ein Treffen mit einem mir lieben Menschen freihalten? Warum eigentlich nicht in meinem Kalender auch das eintragen, was mir gut tut und meine alltägliche Geschäftigkeit unterbricht?
Mehr als nur eine Unterbrechung. Was für ein Schatz, den auch Religion in sich trägt! Mit dem Jahresfestkreis – den Feiertagen und geprägten Zeiten – hält das Kirchenjahr über all die Monate hinweg stets solche erinnernden „Aufkleber“ bereit. Jedes Fest, jeder Sonn- und Feiertag, jede herausragende Zeit im Kirchenjahr erinnert daran, die Geschäftigkeit des Alltags zu unterbrechen. Sie können für Menschen zu Zeiten werden, um Kraft zu schöpfen und zu sich selbst zu kommen. Besonders bieten die Feste im Jahreskreis die Möglichkeit, das Leben bewusst wahrzunehmen – es in all seinen Facetten zu bedenken und zu feiern.
Advent – Zeit der Vorbereitung. Mit dem Beginn des neuen Kirchenjahrs begehen wir schon bald eine dieser geprägten Zeiten. Die Zeit des Advents weist uns in eine Zeit der Vorbereitung. Trotz des Trubels und der oft gar nicht so stillen Zeit im Jahr vermag sie dennoch auf erstaunliche Weise die Alltäglichkeit zu unterbrechen. So wie es John Lennon in einem seiner Lieder formulierte und worauf uns Religion und deren Feste stets aufmerksam machen:
„Leben ist das, was passiert, wenn du eifrig dabei bist,
andere Pläne zu machen.“
Ein Satz, der es auch noch in meinen Kalender schaffen könnte.
REZEPT_
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>