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Wenn die erste Weihnachtsbeleuchtung in den Geschäften aufgehängt wird, sind auch die ersten Schweißperlen in den Gesichtern von Eltern zu erkennen: „Was schenken wir unseren Kindern dieses Jahr?“
Jedes Jahr stellen wir uns als Eltern (und natürlich alle anderen Schenkenden miteinbezogen) die Frage, was wir unseren Kindern schenken könnten. Gefolgt vom gedanklichen Nebensatz: „Sie haben doch schon alles!“
Aus Sicht der Kinder widersprechen die ausführlichen Briefe an das Christkind dieser Annahme. Sie sind meist prall gefüllt mit einer schier unendlichen Fülle an Wünschen.
Geschenke haben nicht nur für Kinder eine große Bedeutung, auch für uns als Erwachsene – sowohl als Schenkende als auch als Beschenkte.
In der heutigen Konsumgesellschaft, in der zu jedem noch so kleinen Anlass Kinder mit Geschenken überhäuft werden, scheint jedoch oft deren Wert verloren zu gehen. Schenken wird beinahe schon mühsam, da eine kleine Geste meist nur lange Gesichter zur Folge hat.
Diesen Tatsachen heißt es Einhalt zu gebieten – denn Schenken ist etwas Wunderbares. Die beschenkte Person erkennt, wie viele Gedanken sich die schenkende Person über sie gemacht hat. Es zeugt von Wertschätzung dem anderen gegenüber.
Auch unsere Kinder spüren es, wenn ein Geschenk von Herzen kommt – sei es materiell oder immateriell im Sinne der Zeit für einen gemeinsame Ausflug oder Ähnliches.
Manche werden sich jetzt denken: „Das mag ja sein, aber das Kinderzimmer quillt doch schon über.“ Auch diese Realität kennen Eltern.
Hier sind oft Abmachungen günstig. Auf der einen Seite mit den Kindern: Wenn neue Dinge gekauft werden, müssen ältere aussortiert werden. Auf der anderen Seite mit den Schenkenden. So kann bei größeren Wünschen zum Beispiel die Idee einer „Geschenke-Gemeinschaft“ umgesetzt werden. Natürlich werden nicht immer alle Wünsche auf dem Wunschzettel erfüllt. Hier kann mit den Kindern eine „Priorisierung“ erarbeitet werden.
Auch wenn es sich oft zunächst wie Arbeit anfühlt, so sollen wir uns dennoch nicht die Freude am Schenken nehmen lassen – weder jetzt zur Weihnachtszeit noch unter dem Jahr. Es ist ein „sich Gönnen“, das vor allem in so herausfordernden Zeiten wie diesen der Seele guttut.
Und es sind ja nicht die Geschenke oder das Schenken an sich, das uns Druck verursacht, es ist vielmehr die Erwartungshaltung. Denn eigentlich ist es, wie Jean de La Bruyère sagt: „Es ist schön, den Augen dessen zu begegnen, den man soeben beschenkt hat.“
Veronika Burtscher-Kiene, Ehe- und Familienzentrum, Dornbirn
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