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Ostern ist vorbei. Ein Höhepunkt eines jeden Jahres – sowohl zentral in seinem Inhalt für das Kirchenjahr als auch für die Familien. Für viele von uns ist das Osterfest verbunden mit einem Zusammentreffen der gesamten Verwandtschaft und im besten Fall auch mit Ferien.
Konsequenz daraus: Es kommt danach wieder zu einer Rückkehr in den sogenannten „Alltag“, in den bekannten Rhythmus mit seiner Mischung aus Arbeit und Freizeit.
Vielen Menschen kommen bei diesem Begriff sofort negative Assoziationen: langweilig, spießig, gewöhnlich, Trott, immer gleich, Tretmühle und Ähnliches. Wenn man an Alltag denkt, dann ist das farblich immer eher mit Dunkelheit und selten mit Freude verbunden. So wird auch häufig formuliert: „Der Alltag hat unsere Beziehung zerstört“. Es gilt ihn möglichst zu vermeiden, da die Menschen das Gefühl haben, sie würden im Alltag ihr Leben versäumen.
Mich beschäftigt die Frage, wieso diese Lebenszeit, die wir Alltag nennen, für uns Erwachsene so negativ besetzt ist. Denn wenn wir mit dieser Einstellung leben, dann versäumen wir doch eigentlich das Leben.
Lasst uns unsere Kinder betrachten, denn an ihnen können wir vor allem zwei Dinge beobachten, die den vermeintlichen Alltag wertvoll machen:
Alltag gibt Regelmäßigkeit, gibt Verlässlichkeit und damit Sicherheit. Für Kinder sind Ausnahme-Tage, an denen der Ablauf anders ist als gewohnt, spannend, aber auch verunsichernd. Sie werden aus ihrem Konzept gebracht und reagieren häufig mit Unruhe, die vor allem Eltern abends zu spüren bekommen. Für sie bedeutet das Bekannte Stabilität und somit die Möglichkeit für das zweite Phänomen: Jeder Tag hat sein Spannendes, wenn man bereit ist, sich auf ihn einzulassen. Kinder entdecken jeden Tag neue Dinge, sie probieren aus, lassen ihre Phantasie spielen. Sie nutzen ihre Zeit innerhalb des ihnen Sicherheit gebenden Rahmens.
„Sich im Alltag verlieren“ nennen viele Familien als ein Problem. „Keine Zeit füreinander zu haben und das dann erst im Urlaub oder an den Wochenenden nachholen zu können“ ist ebenfalls ein aktueller Zeitgeist.
Doch wenn wir innehalten und nachdenken, dann können wir erkennen, dass es eigentlich und zum Glück in unserer eigenen Hand liegt. Denn wenn wir genau hinschauen, dann gilt es nicht, den Alltag zu vermeiden, gar gegen ihn anzukämpfen, sondern wie Kinder jeden Tag als Geschenk zu nehmen und zu nutzen, ihn im vorgegebenen Rahmen zu gestalten und zu etwas Besonderem zu machen.
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