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Wir (Familie) lieben Ausflüge in die Natur. Unterwegs kommen wir oft auch an einer Kapelle oder einer Kirche vorbei. Meistens zieht es uns richtig hinein. Wir öffnen die schwere Tür, gewöhnen die Augen an das andere Licht, schnuppern den spezifischen Geruch und hören die dichte Atmosphäre solcher Räume. Schauend und flüsternd bewegen wir uns in den Raum hinein und durch ihn hindurch. Außerhalb der Gottesdienste kann man in Ruhe umherwandeln und in alle Richtung einmal „durchschauen“. Irgendwie schaut man ganz automatisch „von sich ab“ und erlebt nicht sich, sondern dieses Gebäude und seine Gegenstände als Gegenüber. Die Räume werden zu Fernrohren in eine andere Wirklichkeit.
Manchmal hat man sich ja auf solche Raumbegegnungen schon mithilfe von Reiseführen vorbereitet, weiß, welche Kunstschätze auf einen warten, und sucht nach diesen. Aber meistens trifft einen der Eindruck doch spontan. Die klaren gotischen Spitzbögen, die barocke Festlichkeit oder die oft rätselhaft-aufbrechende Moderne. Je nach künstlerischer Qualität, eigenen Zugängen oder der jeweiligen Verfassung können die Räume selbst und die in ihnen präsenten Kunstwerke Themen und Fragen im Hinblick auf „Gott und die Welt“ und natürlich auch mich aufwerfen. Unsere Kirchen laden seit Jahrhunderten zur Auseinandersetzung mit Kunst ein. Hier bin auch ich wieder angesprochen: Was sehe ich, was fühle ich dabei, was könnte das bedeuten, auch für mich? Was sagt das mir, was sagt das uns?
Mit Kindern ist das „Anschauen“ immer ein Erlebnis. Man ist gefordert, etwas Interessantes zu finden: „Schau, das riesige Weihwasserbecken“, und gleich taucht man die Finger ein und macht das Kreuzzeichen. Man entdeckt eventuell eine Heiligenfigur die man schon kennt (tja, welche Attribute waren das noch gleich?), und mit etwa Glück sogar einen Namenspatron. Oder man steht vor einem Altarbild und fragt sich gemeinsam, welche Szene aus der Bibel („Die kennt ihr sicher“) dargestellt ist. Und schon sind wir mittendrin: Woran denken wir hier, was feiern wir hier? Die Nähe Gottes in vielfältiger Weise. Da müssen wir freilich eine Kerze zur Erinnerung daran entzünden, für uns und das Gotteshaus.
24. Mai. Die Lange Nacht der Kirchen lädt heuer bereits zum 15. Mal ein, das vielfältige Programm der über 700 teilnehmenden Kirchen in ganz Österreich zu erleben.
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