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Einerseits wird gesundes Essen und sogenanntes „Superfood“ propagiert. Andererseits geht es um Schnelligkeit und Effizienz. Die Mahlzeit sollte möglichst wenig Zeit in Anspruch nehmen, im Trend liegt sogenanntes „Fast Food“. Essen wird immer weniger zelebriert, ist vielmehr eine Notwendigkeit, die erledigt werden muss. Neben der reinen Nahrungsaufnahme kann Essen jedoch noch eine weitere wichtige Aufgabe haben, die zunehmend verloren geht: das Zusammenbringen von Menschen.
In Familien ist dieser Punkt im Tagesablauf oft der einzige, an dem alle Mitglieder zusammenkommen. Dann können Eltern und Kinder sich austauschen, erzählen, was sie erlebt haben, wie es ihnen geht und was für Pläne sie haben. Nur ist immer mehr eine Veränderung zu beobachten. Erwachsene und Kinder sitzen nicht mehr gemeinsam an einem Tisch, sondern werden bewusst getrennt. Kindern wird schnell ein Essen serviert, das sie rasch verspeisen sollten. Erst wenn das „erledigt“ ist, essen die Erwachsenen. Dadurch kommt es nicht nur zu einer Trennung zwischen Erwachsenen und Kindern. Letztere erleben nicht, dass Essen etwas Lustvolles ist, das bewusst und nicht nebenbei geschehen sollte.
Es gibt viele Initiativen, deren Ziel es ist, Kindern gesundes Essen und die Freude daran näherzubringen. Sie helfen ihnen, zu verstehen, was Vitamine sind, welche Lebensmittel für den Körper gut und welche weniger gut sind. Dieses Wissen wird nicht immer in den Alltag übernommen. Es fällt auf, dass für Kinder gedachte Lebensmittel oft besonders süß sind, während bei anderen Lebensmitteln der Zuckergehalt reduziert wird. Auf Kinderspeisekarten fehlen meist jegliche Vitamine, und überall ähneln sie sich in ihrem Angebot. Dabei bietet uns die Natur eine so große Vielfalt, die beim Essen für Erwachsene zwar in saisonal abgestimmten Speisen zu erkennen, für Kinder jedoch nicht vorgesehen ist. Das oft nur, weil wir Erwachsene der Meinung sind, Kinder hätten daran kein Interesse. Es stellt sich die Frage, ob hier die Neugierde von Kindern nicht unterschätzt und ihnen vielmehr die Chance verwehrt wird, verschiedene Geschmäcker und Vielfalt kennenzulernen.
François de La Rochefoucauld sagte: „Essen ist ein Bedürfnis, Genießen ist eine Kunst.“ Vielleicht können wir die Fastenzeit dafür nutzen, uns vermehrt auf diese Philosophie zu besinnen und sie unseren Kindern vorzuleben. So kann diese vermeintlich nur triebstillende Tätigkeit auch wieder in ihrer Wichtigkeit für viele Bereiche unseres Lebens gesehen und die Vielfalt, die die Natur uns schenkt, wertgeschätzt werden.
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