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„Dass man sich in der ersten Zeit als Mama und Papa ganz auf das Kind konzentriert, ist normal und auch gut so. Doch irgendwann müssen sich die Eltern auch wieder als Paar wahrnehmen und diese Beziehung bewusst pflegen“, sagt Ehe- und Familienberaterin Andrea Holzer-Breid.
Kino zu zweit? Candle-Light-Dinner? Eltern mit Kleinkindern fragen sich an dieser Stelle vielleicht: „Wie soll das gehen?“ Und es stimmt, dazu braucht man Hilfe von außerhalb. Sei es die von Großeltern, Tanten, Onkeln, Freunden oder auch von Nachbarn, die ab und zu auf die Kinder schauen und so den Eltern einen Freiraum ermöglichen. „Dieser Schritt ist enorm wichtig. Aber das kommt nicht von selbst, man muss es sich einteilen und auch gönnen“, betont die Expertin. Hier sollte man etwa Runden unter gleichgesinnten Vätern und Müttern nicht unterschätzen. „Wenn man hört, dass es anderen Familien ähnlich geht, ist das hilfreich und motivierend. Generell gilt: Je größer das Netzwerk, umso entspannter kann die Beziehung gepflegt werden.“
Als Paar eine Wohnung in Schuss zu halten, ist noch einfach. Sind Kinder da, wird das schon oft zum Stressfaktor. „Da muss man wirklich lockerlassen. Man kann nicht alles schaffen und man muss es auch nicht. Wer seine eigenen Ansprüche etwas zurücknehmen kann, hat viel an Freiraum für sich selbst gewonnen.“ Andrea Holzer-Breid ermuntert Eltern, hier ein Maß zu finden, das für alle passt, sei es für Haushalt, Garten oder Freizeitaktivitäten. „Man darf sich auch einmal nichts vornehmen. Nur Zeit miteinander verbringen oder lesen, vielleicht spazieren gehen. So eine Entschleunigung tut den Eltern und auch den Kindern gut.“
Eine große Gefahr für die Partnerschaft ist es, wenn man bei Entscheidungen gegenüber den Kindern nicht einig ist. Weder Vater noch Mutter sollten in die Rolle des „bösen“ Nein-sagers gedrängt werden. Dazu ist es unbedingt notwendig, dass sich beide Elternteile aktiv in die Erziehung einbringen und Zeit dafür aufwenden.
Ungleich verteilte Finanzen seien ebenso oft ein Knackpunkt in einer Beziehung, weiß Andrea Holzer-Breid. „Der eine verdient mehr Geld, der andere bringt mehr Zeitressourcen ein. Beides ist für die Familie wichtig. Man muss nur darüber reden und gegenseitig schätzen, was der andere tut.“ Und im Nachsatz meint die Familienberaterin: „Dort und da ein Dankeschön tut jeder Beziehung gut. Selbst wenn es Kleinigkeiten sind. Das macht gute Stimmung und ist ansteckend.“
Bei aller Liebe kann es auch einmal zum Streit kommen. Zwischen Kindern, Job, Haushalt und Partnerschaft ist das nicht ungewöhnlich. „Man sollte sich aber überlegen, wie man dann wieder zusammenfindet. Es gibt Paare, die haben richtige Versöhnungsrituale entwickelt. Das finde ich schön und auch sehr hilfreich für den Alltag“, weiß die Expertin aus ihren Beratungen. Dabei muss man nicht alle Probleme lösen. Und man muss am Ende auch nicht unbedingt einer Meinung sein und kann sich trotzdem versöhnen. „Du bist anders, ich auch“, Andrea Holzer-Breid nennt dies das Salz in der Beziehung.
Tage der Familie und der Beziehung: Der 15. Mai ist der Internationale Tag der Familie. In Oberösterreich gibt es zum „Tag der Beziehung“ am 11. Mai verschiedene Workshops zur Elternbildung.
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