Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Zwangsprostitution, Kinderhandel, Ausbeutung in der Hilfsarbeit: Österreich ist sowohl Zielland als auch Durchgangsland für Menschenhandel, weiß Schwester Maria Schlackl aus ihrem langen Einsatz dagegen. Die Ordensfrau war eine der Expert/innen, die die österreichischen Bischöfe zum Studientag am Beginn ihrer Online-Frühjahrsvollversammlung (8.–11. März) eingeladen hatten, um ihnen das Thema näher zu bringen.
Betroffen zeigte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, über die Dimensionen des Menschenhandels. 2,4 Millionen Menschen weltweit werden Schätzungen zufolge jährlich verkauft. Bis zu 120.000 Euro kann ein Menschenhändler an einer Frau verdienen. Das illegale Geschäft ist einträglich, die Vernetzung der Menschenhändler gut. Daher ist es so schwer, die Menschenverachtung zu durchbrechen. Die Botschaft, dass man hier wesentlich mehr tun muss und kann, ist bei den Bischöfen angekommen. Sie können den Ordensfrauen, die sich mit dem Verein SOLWODI seit 2010 für Menschenhandelsopfer einsetzen, etwa bei der Suche nach weiteren Schutzwohnungen behilflich sein.
Zu den überfüllten Flüchtlingslagern an den Rändern Europas sagte Erzbischof Lackner gegenüber kathpress: „Europa hat mit solchen Unmenschlichkeiten an seinen Grenzen keine Zukunft.“ Es gehe schlicht um Erste Hilfe in einer Notsituation. Man müsse zumindest für die Flüchtlinge in Griechenland Lösungen finden, die bereits einen Aufenthaltsstatus hätten. Zusätzlich brauche es in Flüchtlingsfragen einen gesamteuropäischen Ansatz. Die Verantwortlichen in Österreich rief Lackner dazu auf, Härtefälle bei Abschiebungen künftig zu vermeiden, vor allem bei Kindern.
Das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs, wonach Beihilfe zum Suizid in Österreich nicht verboten sein darf, nannte Lackner „ein Top-Thema.“
Er sieht in Österreich Verständnis unter Politiker/innen für den Schutz des zu Ende gehenden Lebens. „Wir müssen eine Atmosphäre des Lebens schaffen und eine Grundstimmung, dass wir füreinander da sind.“
Zum Schutz vor der Corona-Pandemie nannte Erzbischof Lackner die Schutzimpfung einen „Weg aus der Krise heraus. Wir unterstützen diesen Weg“. Zugleich sei der Wille von Einzelnen zu respektieren, die sich, aus welchen Gründen immer, nicht impfen lassen. Diese Personen müss-
ten sich fragen, welchen Beitrag sie leisten können, um der Pandemie Herr zu werden.
Am 19. März beginnt das zum fünften Jahrestag der Enzyklika „Amoris laetitia“ (Die Freude der Liebe) ausgerufene Jahr der Familie. Lackner betonte, dass die Kirche die Gewissensentscheidung der Einzelnen „begleiten, nicht ersetzen“ solle. Es gehe nicht darum zu urteilen, sondern das Gewissen der Einzelnen als Letztinstanz anzuerkennen. Als Sinn des Jahres der Familie sieht der Erzbischof nicht viele zusätzliche Aktivitäten, sondern echte Begegnungen.
Die Bischöfe unterstützen „Ein Dach für Kroatien“, eine Aufbauhilfe für das kroatische Erdbebengebiet.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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