Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Ein Beispiel ist die griechisch-katholische Pfarre in Wien mit der ältesten ukrainischen Gemeinde in Österreich.
Der argentinische Papst sprach am Sonntag ukrainisch. Zumindest „Gelobt sei Jesus Christus“ lernte der 85-Jährige in der slawischen Sprache, um seinen Friedensappell am Petersplatz zu unterstreichen. „Lasst die Waffen schweigen“, war seine klare Botschaft an die Aggressoren und die Welt.
Bereits am Vortag hatte Papst Franziskus den ukrainischen Präsidenten Volodymyr Selenskyj angerufen, um seine Anteilnahme an den Ereignissen auszudrücken. Und am Freitag war er in einer ungewöhnlichen Aktion zur russischen Botschaft in Rom „gepilgert“, um Botschafter Alexander Awdejew seine Meinung über den Krieg zu sagen.
Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk erzählte dem Papst am Telefon unter anderem davon, wie griechisch-katholische Priester und Gläubige Liturgie in Luftschutzbunkern feiern würden. Griechisch-katholisch nennt sich diese Form des Katholizismus in Absetzung zur römisch-katholischen Ausformung seit Maria Theresia. Man suchte nach einer Bezeichnung für die Katholiken, die ihre Liturgie nach byzantinischer Tradition feierten und die durch Gebietsgewinne ab 1772 zur Habsburgermonarchie gehörten. Da man „griechisch“ mit „byzantinisch“ gleichsetzte, entstand die etwas irreführende Bezeichnung „griechisch-katholisch“. Besonders in der Westukraine ist dieses Bekenntnis verbreitet, insgesamt gehören die meisten Menschen in der Ukraine zu einer der verschiedenen orthodoxen Kirchen.
Maria Theresia war es auch, die bereits 1775 das Wiener Konvikt „Barbareum“ des aufgehobenen Jesuitenordens der griechisch-katholischen Priesterausbildung widmete. Wenige Jahre später entstand hier die Zentralpfarre St. Barbara für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich, die in wenigen Jahren ihr 250. Jubiläum feiern kann. Daran verliert aber in diesen Tagen niemand einen Gedanken, denn zurzeit ist die Pfarre St. Barbara „ein Ameisenhaufen“, wie sie Pfarrer Taras Chagala liebevoll nennt.
Etwa 100 Ehrenamtliche sind ununterbrochen an der Arbeit, in fünf Teams arbeiten sie an unterschiedlichen Aufgaben. Dazu gehören die Organisation von Demonstrationen, die Unterstützung von Flüchtlingen und das Sammeln von Verbandsmaterial und Medikamenten für verwundete Soldaten.
„Unsere zwei Kaffeemaschinen im Pfarrsaal waren nach drei Tagen kaputt“, erzählt Pfarrer Chagala eine Anekdote am Rande. Er fragte auf Facebook, ob jemand eine Kaffeemaschine übrighätte. „Als ich aus der Kirche zurückkam, standen da sechs Kaffeemaschinen!“ Das zeige, wie hilfsbereit die Menschen zurzeit sind. „Bei uns meldeten sich vier Syrer, die ihre Hilfe anboten. Sie könnten zwar nichts spenden, meinten sie, aber sie würden mit uns fühlen.“
Russen würden sich melden, um ihre Solidarität zu zeigen, und ein orthodoxer Jude sei vorbeigekommen um zu spenden. Zwei Feuerwehrautos aus Müllendorf wären vorgefahren, vollgefüllt mit Hilfsgütern für Flüchtlinge. Die Waren wurden auf LKWs umgeladen, die sie in die Westukraine brachten, wo sich derzeit viele Binnenflüchtlinge aus der Zentralukraine aufhalten.
Nach Österreich kommen noch wenige Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, vor allem deshalb, weil die Nachbarn Polen, Slowakei, aber auch Ungarn und Rumänien vorbereitet sind. Pfarrer Taras Chagala beschreibt einen Grenzübergang für Fußgänger, bei dem auf slowakischer Seite Privatpersonen mit Autos warten würden, um Flüchtlinge in Empfang zu nehmen und abzuholen. Was die Ukrainer in Österreich tun können, das tun sie, z. B. Schutzausrüstung für den „Heimatschutz“ organisieren. Denn Ukrainer, die nicht zur Armee gehören, würden zwar vom Staat mit Waffen ausgerüstet, erhielten aber keinerlei Schutzkleidung wie Helm, Schutzweste oder geeignete Schuhe. Das sei gefährlich, weshalb man sich auch darum kümmere.
Aber auch haltbare Nahrungsmittel seien sehr gefragt, erklärt der engagierte Pfarrer, weil die Lebensmittelgeschäfte in manchen ukrainischen Orten mit Flüchtlingen bereits leergekauft sind. Was noch hilft? Eine Frau habe in der Kirche einen Gruß ihres Bruders von der Front vorgelesen mit der dringenden Bitte um Gebet. „Wir spüren euer Gebet“, schrieb er. „Manchmal haben wir das Gefühl, dass wir beschützt werden, als ob wir unsichtbar würden.“
Pfarrer Chagala ist sich sicher, dass der russische Präsident Putin es nur auf eines abgesehen hat. „Er kam nicht, weil er Land braucht oder Menschen, nicht einmal um die Bodenschätze geht es ihm, er hat von all dem genug! Er ist gekommen, um die Freiheit zu bekämpfen.“ Das könne man auch als Zeichen werten, dass die Ukraine etwas Gutes geschafft habe in den letzten Jahren, „sodass ein Diktator Angst hat vor der freien Ukraine“. «
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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