Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Die Ergebnisse des Gutachtens zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der deutschen Erzdiözese München und Freising sind „desaströs“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.
„Alle Aufarbeitungsgutachten, so auch das Münchener, zeigen uns, dass im System die Gründe liegen“, so der Limburger Bischof im KNA-Interview. „Zweifelsohne bedarf es Kontrolle, Transparenz und Verantwortung, die sich auch in Strukturen abbilden. Das muss die Zukunft sein.“
Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat Betroffene von Missbrauch nun erneut „persönlich und auch im Namen des Erzbistums“ um Entschuldigung gebeten. Die größte Schuld der Kirche bestehe darin, die Betroffenen übersehen zu haben, sagte Marx bei einer Pressekonferenz in München zum Missbrauchsgutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW).
„Das ist unverzeihlich. Es gab bei uns kein wirkliches Interesse an ihrem Leiden. Das hat nach meiner Auffassung auch systemische Gründe, und zugleich trage ich dafür als amtierender Erzbischof moralische Verantwortung.“
Marx wolle vorerst im Amt bleiben, er hält aber auch fest: „Ich klebe nicht an meinem Amt.“
Auch der frühere Münchner Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter (93) hat eine persönliche Verantwortung für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche übernommen. Er räumte ein, sich vor dem Jahr 2010 nicht eingehend mit den fatalen und zerstörerischen Folgen von Missbrauchstaten für Kinder und Jugendliche auseinandergesetzt zu haben. Ausdrücklich entschuldigte sich Wetter für seine „falsche Entscheidung“ in einem prominenten Missbrauchsfall, der im Gutachten mehr als 350 Seiten füllt. Pfarrer H. hätte nicht mehr in der Seelsorge eingesetzt werden dürfen.
In einem Kommentar hat „Vatican News“ jetzt zum Münchner Missbrauchsgutachten und der Kritik am früheren Papst Benedikt XVI. Stellung genommen.
Chefredakteur Andrea Tornielli erinnerte in einem Beitrag an Maßnahmen gegen den Missbrauch, die Joseph Ratzinger sowohl als Präfekt der Glaubenskongregation als auch danach als Papst ergriffen hatte. Ratzinger sei der erste Papst gewesen, der auf seinen apostolischen Reisen mehrmals mit Missbrauchsopfern zusammentraf.
Man dürfe nicht vergessen, dass Benedikt XVI. „mit seinem konkreten Beispiel die Dringlichkeit des Mentalitätswandels“ bezeugt habe, „der so wichtig ist, um das Phänomen des Missbrauchs zu bekämpfen: den Opfern zuzuhören, ihnen nahe zu sein und sie um Vergebung zu bitten.“ Kindesmissbrauch sei „ein schreckliches Verbrechen“ und der Missbrauch von Minderjährigen durch Kleriker ein „noch abscheulicheres Verbrechen“, das unbedingt bekämpft gehöre, betonte Tornielli.
Er bestätigte, dass der frühere Papst sich noch einmal ausführlicher zum Gutachten und den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußern wolle.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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