Wort zum Sonntag
In einer Szene des in Rom vorgestellten Films „Francesco“ geht hervor, dass der Papst eingetragene, zivile Partnerschaften für homosexuelle Paare befürworte. In der Dokumentation sagt er, „Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu leben.“ Sie seien Kinder Gottes. „Was wir benötigen, ist ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht.“ Betroffene sollten rechtlich abgesichert sein. Dafür habe er sich auch eingesetzt. Bereits in früheren Äußerungen signalisierte der Papst eine Duldung eingetragener Partnerschaften für Homosexuelle. Dieses Mal spricht er sich ausdrücklich für eine solche rechtliche Form der Partnerschaft aus. Eine gleichgeschlechtliche Ehe hingegen lehnt er weiterhin ab. Schon 2016 erklärte er: „Die Ehe zwischen Mann und Frau“ müsse von anderen Verbindungen unterschieden werden.
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler unterstützt das Papst-Bekenntnis. „Diese notwendige und begrüßenswerte Forderung ist in Österreich längst umgesetzt, aber bei weitem noch nicht in allen Ländern weltweit“, betonte Glettler, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für das Referat „Ehe und Familie“ verantwortlich ist. In einigen Diözesen gebe es darüber hinaus spezielle Initiativen und Arbeitskreise, „um Vorurteile abzubauen, spirituelle Heimat zu ermöglichen und mit und für diese Zielgruppe auch als Kirche präsent zu sein“, sagte der Bischof. Ein solcher Arbeitskreis ist etwa die Plattform „Regenbogenpastoral Österreich“ (eine Plattform des Forums Beziehung, Ehe und Familie der Katholischen Aktion Österreich), die das Bekenntnis vom Papst ebenfalls begrüßt. Seine Aussage „lässt hoffen, dass die Kirche sich in Richtung ,Anerkennung‘ entwickelt, die mehr ist als was bisher an Respekt, Achtung, Mitgefühl und Takt gefordert wurde“, heißt es in einer von Plattform-Leiter Franz Harant gezeichneten Stellungnahme. Der in Linz lehrene Theologe Ewald Volgger spricht sich dafür aus, dass hinsichtlich homosexueller Partnerschaften der Katechismus der katholischen Kirche in einigen Punkten überarbeitet wird. Die Äußerungen des Papstes im Film „Francesco“ würden „noch keine wirkliche Rehabilitierung“ oder Kehrtwendung darstellen, erklärte der Universitätsprofessor.
Moraltheologe Martin M. Lintner erwartet sich eine kontroverse Debatte über die Papst-Forderung. Seine Worte seien im Kontext der besonderen Sensibilität für den einzelnen konkreten Menschen zu betrachten, die Franziskus auszeichne. Dass der Papst eingetragene Partnerschaften befürworte, erfordere laut dem Moraltheologen als nächsten Schritt „eine Neubewertung von homosexuellen Partnerschaften in der katholischen Lehre“. Der Wiener Theologe Paul M. Zulehner sieht in den jüngsten Papst-Aussagen einen „großen Schritt nach vorn“. Gleichzeitig sei vorhersehbar, dass nach dem unerwarteten päpstlichen Statement „Panik im Vatikan“ ausbrechen werde, schrieb der Pastoraltheologe.
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