Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., hat sich nicht vom Angriff Russlands auf die Ukraine distanziert. In einer Sonntagspredigt in Moskau rief er zwar dazu auf, für Frieden und Einheit zu beten, warnte aber gleichzeitig vor äußeren „bösen Kräften“, die nicht nur Russland, sondern die ganze „Rus“ bedrohen würden.
Mit „Rus“ meint er die Einheit von Russland, Belarus und der Ukraine. „Wir müssen alles tun, um den Frieden zwischen unseren Völkern aufrechtzuerhalten und gleichzeitig unser gemeinsames historisches Vaterland vor allen äußeren Einwirkungen zu schützen, die diese Einheit zerstören können.“
Anders sieht das Metropolit Onufrij, das Oberhaupt der sonst russlandfreundlichen ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Dieser hatte schon vergangene Woche Präsident Wladimir Putin aufgerufen, den Angriff einzustellen. Für einen solchen Krieg gebe es keine Entschuldigung, weder vor Gott noch vor den Menschen, so der Metropolit.
Metropolit Epifanij, Oberhaupt der orthodoxen Kirche der Ukraine, lobte das Verhalten. Immer mehr Geistliche und Gläubige des Moskauer Patriarchats in der Ukraine hätten das wahre Wesen der russisch-orthodoxen Kirche und ihres Oberhaupts Patriarch Kyrill erkannt und würden treu zur Ukraine und deren Verteidigung stehen.
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel telefonierte aus Istanbul mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski. Er bekräftigte den Präsidenten laut „OrthodoxTimes“ in seiner Haltung, mit der er den Menschen in der Ukraine Hoffnung und Durchhaltevermögen schenke. Zuvor hatte der Patriarch einmal mehr zum Ende des Krieges in der Ukraine aufgerufen. Vonseiten der orthodoxen Kirchenoberhäupter verurteilte auch der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel den russischen Angriff auf die „souveräne und unabhängige Ukraine“.
Mit deutlichen Worten verurteilte der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) den Angriff auf die Ukraine. Jeder Krieg sei ein Angriff auf Menschenrechte und Menschenwürde.
Ohne das Wort „Krieg“ zu verwenden, kündigte der für Österreich zuständige russisch-orthodoxe Bischof Aleksij (Zanochkin) in der Wiener Nikolauskathedrale an, dass die Gemeinde beginne, Geld für Personen zu sammeln, die in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Keine Verurteilung des russischen Angriffs kam auch vom serbisch-orthodoxen Patriarchen Porfirije. Zwar veröffentlichte das Belgrader Patriarchat, dass jeder Krieg eine Tragödie sei. Die Worte blieben aber vage. Es sei „eine schmerzliche Tatsache, dass zwei völlig einander nahestehende Brudervölker gleichen Glaubens aufeinanderprallten, deren Geschichte und Kultur untrennbar miteinander verflochten sind“.
Zum Ende der Kämpfe in der Ukraine rief jedoch der serbisch-orthodoxe Bischof von Österreich, Andrej (Cilerdzic), auf. Gewalt sei niemals die Lösung, so Bischof Andrej, und sprach von einem „mörderischen Überfall“.
Auch Österreichs „Europabischof“ Ägidius Zsifkovics ruft, wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, zu Frieden und Solidarität mit der Ukraine auf. Er forderte die Verantwortungsträger in Österreich und europaweit auf, „alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Krieg sofort und dauerhaft zu beenden“.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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