Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee
Personen über 60 sind vom Coronavirus besonders gefährdet. Jüngere sollten den Kontakt zu ihnen meiden, heißt es, um kritische Ansteckungen zu verhindern. Das ist aber nur möglich, solange die Personen völlig selbständig sind. Wer Pflege braucht, ist auf Kontakt zu Jüngeren angewiesen. Fast eine halbe Million Menschen sind in Österreich pflegebedürftig, fast doppelt so viele Angehörige kommen regelmäßig mit ihnen zusammen. Ein kleiner Teil der Pflegefälle, nämlich etwa 30.000, werden von 24-Stunden-Pflegerinnen und Pflegern aus dem Ausland betreut. Seit in vielen Ländern Mitteleuropas Ausgangsbeschränkungen, Reiseeinschränkungen oder sogar nationaler Notstand verhängt wurden, ist das Modell der zweiwöchig international pendelnden Pflegekraft massiv gefährdet. Das trifft sowohl die pflegebedürftigen Menschen als auch die Pflegerinnen selbst. Denn die Pflegenden haben keine Anstellung, sie arbeiten als Ein-Personen-Unternehmen. Sobald eine Pflegerin nicht an ihren Einsatzort fahren kann, verdient sie nichts mehr. Für die meisten ist das Einkommen aber ihre Existenzgrundlage. So wie die Anwesenheit der Pflegeperson für die Pflegebedürftigen eine Überlebensfrage ist. Dementsprechend verunsichert sind beidseits die betroffenen Familien. Auch die Caritas vermittelt in manchen Bundesländern mit ihrem Angebot „Rundum zuhause betreut“ Pflegerinnen und Pfleger aus dem Ausland. „Seit einigen Tagen sind auch wir fast rund um die Uhr im Einsatz“, erzählt eine Kundenbetreuerin. Manche Pflegerinnen oder Pfleger würden aufgrund der Verordnungen ihrer Heimatländer abreisen, andere wiederum sind bereit, länger als ursprünglich vereinbart zu bleiben, um auszuhelfen, wo jemand ausgefallen ist. Nichts laufe momentan nach Plan.
Ziel ist, dass möglichst alle, die Pflege brauchen, gut versorgt sind. Auch Angehörige springen vermehrt ein. „Die Grenzschließungen bereiten uns massive Sorgen“, sagt Martin Gantner von der Caritas Wien. Man behelfe sich derzeit mit Zertifikaten, die den Pflegerinnen beim Grenzübertritt helfen sollen. Wirtschaftskammer, Sozialministerium, Außenministerium seinen in die Suche nach einer geeigneten Lösung involviert. Ihre Dienste in diesem Bereich aufrechtzuerhalten, sei eine große Bewährungsprobe für die Caritas, so Gantner.
Ehrenamtliche halten Ausgangssperre ein
Das gelte genauso für andere Bereiche, die von den Ausgangsbeschränkungen in Österreich betroffen sind. Freiwillige Teams, die sonst für Obdachlose kochen, sagen aus Verantwortungsbewusstsein ihren Einsatz ab. Unterkünfte für Obdachlose beschränken den Zugang auf eine bestimmte Zahl an Personen im Raum. „Wir wollen möglichst viel von unseren Diensten für die Ärmsten aufrechterhalten. Wie wir das genau erreichen, daran arbeiten wir gerade“, beschreibt Martin Gantner den Prozess.«
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee
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