Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Erzbischof Franz Lackner zeigte sich überrascht, dass die Glaubenskongregation die Unmöglichkeit des kirchlichen Segens für gleichgeschlechtliche Paare betonte. Das Thema würde auch in der Theologischen Kommission der Österreichischen Bischofskonferenz intensiv und kontrovers beraten. „Dass hier durch die Kirche gar keine rituelle Begleitung möglich ist, fällt schwer zu glauben.“ Kirche müsse den Menschen von heute so weit wie möglich entgegengehen. Neben Lackner äußerten sich auch die Bischöfe Hermann Glettler, Benno Elbs, Manfred Scheuer und Wilhelm Krautwaschl distanziert zum vatikanischen Schreiben.
Der Präsident der Katholischen Aktion, Josef Wimmer, sieht „nicht das letzte Wort“ im Nein des Vatikan: „Rom argumentiert in der Frage immer damit, den Wert des Sakramentes der Ehe zwischen Mann und Frau schützen zu wollen. Das wird aber nicht gelingen, indem man andere Beziehungsformen abwertet und homosexuellen Menschen in einer diskriminierenden Sprache und mit diskriminierenden Regelungen entgegentritt.“ Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, Angelika Ritter-Grepl, sieht das Problem in der veralteten Sexualethik, die sich nicht an der von Gott gegebenen Vielfalt des Menschseins orientiere. Ernest Theußl, Vorsitzender der Männerbewegung, verteidigt die Vielfalt der Meinungen: „Dass es zu homosexuellen Verbindungen unterschiedliche Haltungen geben kann und gibt, ist zu akzeptieren und kann nicht mit der Lehramtskeule vom Tisch gefegt werden.“
Mit Zustimmung und Dankbarkeit nahmen einige Bischöfe und Theologen in Deutschland und Österreich die Veröffentlichung der Glau-benskongregation auf. Der Passauer Bischof Stefan Oster wertet die Klarstellung als Chance auf „größere Einmütigkeit“ und gegen Polarisierung. Außerdem nimmt er den Auftrag wahr, auf Menschen zuzugehen, die sich durch eine Hervorhebung des Ehesakraments zurückgesetzt fühlen. Ähnlich betrachtet es der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, wie auch die St. Pöltner Theologen Helmut Prader und Josef Spindelböck. In einer Stellungnahme begrüßen sie die vatikanische Äußerung und erinnern an das natürliche und geoffenbarte Sittengesetz.
Seit der Veröffentlichung des Vatikanschreibens am 15. März vergeht kein Tag ohne theologische Abhandlungen zum Thema. Einen der zahlreichen Diskussionsbeiträge gab der Wiener Sozialethiker Alexander Filipovic ab, der die vatikanische Argumentation mit der „objektiven göttlichen Ordnung“ als überholt einstuft. Die seriöse Behandlung des Themas dürfe humanwissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Homosexualität nicht ausblenden. Die Bibelwissenschaftlerin Irmtraud Fischer stellt klar, dass es in der Bibel keinen geschlossenen Befund zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen gäbe. „Immer, wenn es um das Geschlecht geht, wird man fundamentalistisch“, wirft sie der Glaubenskongregation vor. Über 200 Theolog/innen haben bis Anfang der Woche die Protestnote einer Arbeitsgruppe aus Münster unterzeichnet, die wissenschaftliche Redlichkeit einfordert. Das Lehramt untergrabe seine eigene Autorität, wenn es wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriere, „wie es in diesem Dokument der Fall ist“.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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