Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
„Leiden, Tod und Auferstehung Jesu hatten für mich als franziskanische Ordensfrau schon immer eine große Bedeutung. Viel konkreter sind sie für mich jedoch geworden, seit ich mich für Menschen im Todestrakt einsetze.“ Mit diesen Worten eröffnete Christine Martin vor 20 Jahren ihren Artikel. Sie erinnerte sich dabei an ihren Freund Mose Young, der am 25. April 2001 hingerichtet worden war. „Die Hinrichtung und den Tod des 45-Jährigen mitzuerleben war ein furchtbarer Weg des Kreuzes und eine wirklich tiefe Erfahrung von Tod und Auferstehung.“ Ihn bis zum Tod zu begleiten, habe ihr ein neues Verständnis für die Worte, die der Prophet Jesaja vorausgesagt hatte, gegeben: „Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet.“ (Jes 53, 3)
Dieses Verachtet- und Gemiedensein war laut Sr. Christine Martin eine treffende Beschreibung für Personen in den Todeszellen der USA. „Das Abgeschnittensein von der Gesellschaft, der Verlust der Unterstützung durch Familie und Freunde leiten bei vielen im Todestrakt eine intensive Bekehrung ein. Die religiöse Zugehörigkeit ist dabei nicht ausschlaggebend – viele sind Nichtchristen. Sie erleben dennoch die Gnade, ihr Leben in Gottes Hände legen zu dürfen.
Für mich ist diese Erfahrung ein starkes Argument gegen die Todesstrafe: gestehen wir es der Macht Gottes zu, das Gewissen eines Mörders zu erleuchten und seine Reue und Umkehr zu bewirken.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>